Thakhek Loop – Felsen, Höhlen, Büffel

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Nachdem wir in Pakse den Minivan bestiegen hatten, schwante uns schon etwas Böses. So gerade eben bekamen wir und die beiden Franzosen, mit denen wir schon einen Teil des Pakse-Loops gemeinsam gefahren waren, unsere Rucksäcke noch irgendwie in den „Kofferraum“, bevor wir uns zu viert auf die Rückbank quetschten. Der Van war brechend voll, die Klimaanlage funktionierte mäßig. Aufrecht sitzen und Beinfreiheit waren nicht unbedingt gegeben. Wir dachten auch, der Van würde uns direkt nach Thakhek bringen. Die Franzosen wussten es aber besser. Wir würden nach ca. fünf Stunden Fahrt in Savannakhet umsteigen müssen und dann sollte die Fahrt noch interessanter werden. Die Straßen waren auch bis dahin schon in einem beschissenen Zustand und der Fahrstil war bestenfalls als waghalsig zu beschreiben. Man konnte irgendwie damit leben. 

Dann stiegen wir tatsächlich in Savannakhet aus, an einer Art Busbahnhof. Unser Gepäck wurde umgeladen und wie wir später in Thakhek feststellen mussten, leider nicht vollständig. Uns fehlte am Ende ein Beutel mit unseren geliebten Trinkflaschen aus Metall (die in Laos bislang nutzlos waren, da man nirgendwo Trinkwasser auffüllen konnte) und einigen leicht zu ersetzenden Sachen wie Insektenspray. Interessant war auch das Gefährt auf das die Sachen verladen wurden. Dachten wir zuvor schon, die Minivans können nicht ranziger werden, hatte der laotische ÖPNV da noch einen Joker gezogen. Der Van, in den wir gepfercht wurden, hatte ca. 15 Sitzplätze und wir waren nach einiger Diskussion dann ca. 25 Passagiere. Es gab keine Klimaanlage, die offenen Fenster auf den wahnsinnig staubigen Straßen fungierten als solche. JP saß wie Quasimodo neben mir. Beine breit, da nach ca. 30cm schon die vordere Sitzbank anschloss, Rücken gekrümmt, weil er keine 5cm zur Decke Platz hatte, die für omnipräsente Schlaglöcher als Puffer gebraucht wurden. 

Nach drei weiteren wilden Stunden auf den Straßen Südlaos kamen wir fix und fertig in Thakhek an und nach dem Check-In in unsere Unterkunft waren wir endgültig bedient. Eigentlich mit sehr guten Bewertungen auf Booking gelistet, entpuppte sich unser Zimmer als ein winziges Loch, ein toter Tausendfüßler begrüßte uns im Badezimmer, in dem wir kaum aufrecht stehen konnten und direkt stand fest – hier würde keiner von uns freiwillig duschen, egal wie verschwitzt wir vom Transfer auch sein mochten. Ein kleiner Nervenzusammenbruch auf dem überaus harten Bett später, bei dem wir unsere Möglichkeiten abwogen und analysierten, wie wir möglichst schnell auf eine thailändische Insel flüchten könnten, hatten wir uns wieder einigermaßen beisammen. Zum einen mussten wir feststellen, dass selbst der nächste Flughafen fast unmöglich zu erreichen war, zum anderen wollten wir den Thakhek Loop eigentlich doch wirklich gern fahren. Wir hatten ursprünglich überlegt, in Thakhek einen Tag „Pause“ zwischen den Loops einzulegen, aber in diesem Zimmer schon mal gar nicht und wir wollten die Stadt lieber möglichst schnell verlassen. Also machten wir uns auf den Weg, um Motorräder und etwas Essbares zu finden. 

Die Dame beim Motorradverleih nahm sich Zeit, erklärte uns die Mietbedingungen und wir bekamen sogar noch Bananen geschenkt. Wir sollten einfach am nächsten Morgen mit unseren Sachen kommen und dann könnten wir direkt starten. Sie würde in der Zwischenzeit auch unsere dreckige Wäsche waschen und erklärte uns noch, wo die Polizeikontrollen am Stadtausgang zu umfahren waren. Dann fanden wir einen Essensmarkt am Mekong und trafen auch die Franzosen wieder. Sie informierten uns noch über eine Art Meeting, das jeden Tag in einem Hostel in Thakhek stattfand, bei dem der Loop, die Stops etc. auch nochmal erklärt wurden. Hier nahmen wir teil, dann gönnten wir uns noch einen Nachtisch auf dem Essensmarkt und besorgten die letzten Vorräte für den kommenden Loop. Zudem buchten wir über WhatsApp schon die Unterkunft für die erste Nacht, da aktuell wohl ziemlich viel los war in der Gegend, wie wir bei dem Meeting erfuhren. 

Am nächsten Morgen gab es nochmal einen kurzen Anflug von Unmut, da die Nacht nicht sonderlich erholsam war. Das Frühstück, das wir in einem Hotel in der Nähe vom Verleih zu uns nahmen, war ebenfalls unbefriedigend. Als wir dann aber endlich auf den Motorrädern saßen, das Tanken und die Stadt hinter uns gelassen hatten, ging es auch mit der Stimmung wieder bergauf. Bereits nach wenigen Kilometern war die Landschaft mit den Karstfelsen einfach atemberaubend schön. Wir besuchten an diesem Tag eine Höhle, machten viele Stops für Fotos, beobachteten zahlreiche Kuhherden und fuhren sehr spaßige Serpentinen entlang. Abends kamen wir dann an unserem Homestay an, was ziemlich riesig war und ein wenig wie ein Bauernhof anmutete. Das Zimmer war auch bestenfalls zweckmäßig, aber sehr günstig und wir konnten für den Abend das BBQ buchen, das wirklich lecker und reichhaltig war. Es waren bestimmt über 50 andere Reisende an der Unterkunft und wir hatten einen schönen Abend mit gemütlichen Gesprächen am Lagerfeuer. 

Am nächsten Morgen genehmigten wir uns noch das Frühstück in der Unterkunft und hielten dann als erstes bei in Stein gemeißelten Buddha-Figuren direkt an der Straße. Das war ein sehr schöner und fotogener erster Stop für diesen Tag.

In der nächsten Stadt, durch die wir kamen, machten wir dann schon Halt für ein Mittagessen in einem kleinen familiären Restaurant und waren sehr zufrieden mit der Nudelsuppe und dem Laab dort (ein typisch laotisches Gericht aus gehacktem Fleisch und diversen Kräutern). Der nächste Stop war eine Höhle, die einen kleinen Eintritt kostete, aber auch sehr beeindruckend war. Einen Teil am Eingang musste man fast kriechend absolvieren, weiter hinten in der Höhle konnte man dann auf Treppen quasi nach oben aus dieser hinaus steigen. Die waren aber sehr hoch und relativ steil, sodass ich mich wieder in die andere Richtung verabschiedete und der JP sich alleine auf dem Weg machte. Kurz zuvor durften wir noch Zeugen eines waghalsigen Manövers eines anderen Reisenden werden. Tropfsteinhöhle, Felsen relativ rutschig, unübersichtlich, recht dunkel, Eingang wie oben beschrieben – hielt dieser es mitten in der laotischen Einöde für eine gute Idee, von einem Felsen auf den nächsten zu springen. Ich meinte nur zum JP, lass uns bitte weitergehen. Ich möchte es nicht sehen, nicht hören, nicht bezeugen müssen, und schon gar nicht möchte ich daran beteiligt sein, so einen leichtsinnigen Idioten aus der Höhle zu karren, er war ohnehin in einer größeren Gruppe unterwegs.

Hier stellte ich mir nicht zum ersten Mal die Frage, wo Risiko aufhört und Leichtsinn anfängt. Laotische Einöde meine ich nicht nur negativ. Es ist wunderschön auf dem Loop. Aber eben auch sehr ländlich und einsam. Man darf nicht zu viele Überlegungen anstellen, was passiert, wenn man tatsächlich mal auf medizinische Hilfe angewiesen ist. Überhaupt diesen Loop zu fahren ist für viele ein Risiko, das sie nie eingehen würden und das kann ich absolut nachvollziehen. Wir haben keinen Motorradführerschein, sitzen zum zweiten Mal überhaupt erst auf einer halbautomatischen Maschine, in einem Land, in dem wir ganz grob über die Verkehrsregeln Bescheid wissen. Die Straßenverhältnisse lassen häufig zu wünschen übrig, die LKW sind wenig zimperlich in ihren Überholmanövern, nicht selten tauchen Kühe und Wasserbüffel hinter der nächsten Kurve auf. Für mich persönlich reicht das als Nervenkitzel aus. Ich muss nicht noch in einer schwer zugänglichen Höhle meine Unversehrtheit aufs Spiel setzen, anstatt mich einfach an die vorgegebenen Wege zu halten und die Schönheit der Natur zu genießen. Aber hier hat offensichtlich jeder andere Maßstäbe, das ist in Ordnung, aber ich möchte mich damit dann nicht auseinandersetzen müssen (natürlich würde ich im Notfall Hilfe leisten…). Es gibt genügend Scheiße, Unfälle und Verletzungen, die einfach so aus Pech passieren können, man muss es nicht herausfordern.

Ich schaute mir noch den Tempel in der Nähe vom Höhleneingang an, bestellte einen Eiskaffee und kurze Zeit später war der JP dann auch schon zurück. Als Abschluss des Tages gönnten wir uns ein erfrischendes Bad in einem Felspool und entspannten noch ein wenig auf dem Rasen hier. Die Kulisse war mega schön, es war nicht allzu viel los und das Wasser war wahnsinnig klar.

In der nächsten Unterkunft in Na Hin checkten wir direkt für zwei Nächte ein, da wir am kommenden Tag einen Ausflug zur Konglor Höhle machten. Das kulinarische Angebot am Abend hier ließ etwas zu wünschen übrig, weshalb wir in zwei Restaurants etwas essen mussten, um irgendwie satt zu werden. Unser Zimmer war dieses Mal aber sehr schön und recht geräumig, mit einer schönen Aussicht auf die Berge. Am nächsten Morgen ging es dann also Richtung Höhle. Der Weg dorthin führt über flaches Land, allerdings ist die Kulisse auch wieder von Karstfelsen gesäumt. Wir trafen zahlreiche Wasserbüffel auf unserem Weg und hielten für einige Fotostops an. An der Konglor Höhle angekommen, besorgten wir uns Eintrittstickets und eine Karte für das Boot. Das Highlight an der ca. 7km langen Höhle ist nämlich nicht nur ihre schiere Größe, sondern auch der Umstand, dass sie bei entsprechendem Wasserstand mit einem Boot vollständig durchquert werden kann. Es wird sogar angeboten, sein Motorrad mit auf eines dieser Boote zu nehmen, um dann nach dem Durchqueren der Höhle den Loop auf einer Schotterpiste via Shortcut zu beenden. Diese Möglichkeit schlossen wir für uns aber aus, da uns das Risiko zu hoch war, dass mit dem Motorrad etwas passiert. In der Höhle gibt es nämlich durchaus interessante Passagen, die durchquert werden müssen und die Boote sind eher die bekannten Nussschalen.

Die Fahrt durch die Höhle dauerte eine gute Stunde und wir wurden zwischendurch immer mal wieder rausgelassen und konnten einen Teil zu Fuß zurücklegen, um die Felsformationen zu bestaunen und Fotos zu machen. Diese Abschnitte waren dann auch entsprechend ausgeleuchtet, im Rest der Höhle war es aber gruselig finster. Da halfen auch die Stirnlampen nichts, die wir am Eingang bekommen hatten. Am Ende der Höhle bot sich eine wunderschöne Landschaft, sehr klares Wasser und wir machten eine Pause, bevor es wieder zurück ging. Hier gab es pinke Libellen am Wasser zu beobachten, die wir so zuvor noch nie gesehen hatten.

Zurück in Na Hin ging es sehr früh ins Bett, da wir am nächsten Morgen schon bei Sonnenaufgang Richtung Thakhek starten mussten. Wir hatten uns nämlich dazu entschieden, noch am gleichen Tag mit dem Nachtbus nach Hanoi, Vietnam zu fahren und hatten die Tickets dafür einige Tage vorher über WhatsApp reserviert. Dieser sollte allerdings schon mittags in Thakhek ablegen, daher waren wir etwas in Eile. Trotzdem war noch ein Fotostop für den schönen Sonnenaufgang drin. Zurück nach Thakhek gab es drei Möglichkeiten. Eine davon ist oben beschrieben: Motorrad auf Nussschale durch Höhle, Schotterpiste zurück. Möglichkeit 2: Den Loop komplett zurück fahren – dafür war unsere Zeit aber zu knapp. Möglichkeit 3: Die Schnellstraße auf direktem Weg zurück nach Thakhek nehmen und damit den Loop im eigentlichen Sinne vervollständigen. Davon wird eigentlich abgeraten, da es nicht viel zu sehen sowie einige Baustellen gibt und vergleichsweise viel Verkehr ist, uns bleib aus Zeitgründen aber eben nur diese Möglichkeit. 

Der erste Teil der Strecke lief ohne Probleme und wir waren auch gut in der Zeit. Dann tauchten allerdings die ersten Baustellen auf. Und Baustellen auf laotischen Straßen – für mich eine Grenzerfahrung. Teilweise war die Straße einfach nur aufgerissen und voller Schotter, aber nicht einspurig geregelt oder gar abgesperrt. Sperrungen tauchten dafür manchmal aus dem Nichts eher grundlos auf. Alle, egal aus welcher Fahrtrichtung, wollten aber natürlich noch auf dem vernünftig geteerten Teil fahren, sodass wir häufiger haarscharf an LKWs frontal vorbei fuhren. Der neue Straßenbelag lag teilweise schon halbwegs auf der Straße, teils daneben, den Baufahrzeugen schien der Verkehr herzlich wenig auszumachen. Es war also eine knappe Stunde Schotterpiste, Teerpiste, die noch nicht glatt gewalzt war, einspurig ohne entsprechende Regelung, Ausweichen uvm… Für den JP ging es einigermaßen, ich war mit den Nerven am Ende und meine Nackenmuskulatur auch, da ich mich so sehr an den Lenker gekrallt hatte. Nächstes Mal dann vielleicht doch auf die Empfehlungen hören.

Nichtsdestotrotz waren wir heil in Thakhek angekommen und brachten die Motorräder zurück, bevor wir uns ein ausgiebiges Frühstück gönnten. Wir holten unsere Tickets für den Nachtbus in der Agentur ab und durften dort noch unser Gepäck lassen, duschen und uns auf die Fahrt vorbereiten. Diese sollte ca. 16 Stunden dauern und wir würden eben auch den Grenzübergang nach Vietnam mitten in den Bergen absolvieren. Warum wir nicht weiter in Laos gen Norden reisten? Wir wollten Mitte Dezember meine Schwester Lucy im Süden von Vietnam treffen, da sie dort auf Geschäftsreise sein würde. Daher hatten wir einen zeitlichen Rahmen einzuhalten. Zudem waren wir ehrlich gesagt auch etwas bedient von den Überland-Transporten in Laos. Mehr zu unserer ersten Fahrt im Nachtbus in Asien und der Metropole Hanoi dann im nächsten Artikel. 

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Sneak Peek aus dem Nachtbus