Moin Unterwasser – Wir sind jetzt Taucher

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Ready to go

Moin Bali! Am 20. August setzten wir also das erste Mal einen Fuß auf diese Insel. First things first  – Hunger! Also schulterten wir unsere Rucksäcke und liefen vom Fähranleger zu einem Restaurant in der Nähe. Mie Goreng und Hühnchen mit Reis – erstmal kein großer Unterschied zu Java, aber lecker war es durchaus. Eigentlich wollten wir einen günstigen, öffentlichen Bus zu unserem ersten Ziel auf der Insel nehmen, aber dafür hätten wir dann noch zum Busbahnhof laufen müssen, wann genau er fahren würde und wie lange er brauchen würde, konnte uns auch niemand sagen. Daher entschieden wir uns dann doch für einen teureren, privaten Transfer. Die Tage auf Java samt der beiden Vulkanwanderungen steckten uns definitiv noch in den Knochen. Grab wies uns einen Fahrer zu, der kurz darauf aber stornierte, die App würde ihm nicht genug Geld für die Strecke bieten. Na gut. Kurz darauf hielt zufälligerweise (oder auch nicht) ein Wagen vor dem Restaurant. Wir verhandelten kurz mit dem Fahrer und saßen keine zwei Minuten später im Wagen Richtung Pemuteran an der Nordküste Balis

Hier kamen wir für fünf Nächte im Apel Homestay unter. An diesem Tag lief nicht mehr viel. Wir erkundigten den Ort, machten einen Spaziergang am Strand, genehmigten uns noch einen Kaffee und aßen abends eher westlich angehaucht. JP hatte hier zum ersten Mal seit einiger Zeit wieder ein Messer in der Hand.

Bali ist eigentlich eine ganz normaler Teil Indonesiens wie Java auch, nur ist die Insel zur überwiegenden Mehrheit hinduistisch geprägt und unterscheidet sich damit kulturell doch sehr stark. Irgendwie fanden wir die Atmosphäre hier auch deutlich entspannter als auf Java. Schon an diesem ersten Tag fielen uns zahlreiche Unterschiede auf. Die Architektur, die Tempel, die kleinen Opfergaben, die überall in und vor Gebäuden zu finden sind. Irgendwie stellten wir abends fest, dass wir uns zum ersten Mal richtig angekommen fühlten, was bestimmte auch nicht zuletzt an unserem herzlichen Gastgeber im Apel Homestay lag.

Den nächsten Tag starteten wir mit ausgiebig Schlaf und einem ziemlich geilen Banana Pancake auf unserer kleinen, aber feinen Terrasse – Frühstück gab es im Apel Homestay dazu.

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Dann ging es auf die Jagd. Da wir am folgenden Tag unseren Open Water Diver Tauchkurs starten wollten, hatte ich mir in den Kopf gesetzt, noch Kontaktlinsen zu kaufen, um die Fische dann auch erkennen zu können. Warum ich keine von zu Hause mitgebracht habe? Fragt mich etwas Leichteres. Eigentlich wollte auch nur JP immer Tauchen. Ich hatten zu diesem Zeitpunkt wahnsinnigen Respekt davor und war von mir selbst überrascht, dass ich mich überhaupt angemeldet hatte. Ich glaube es lag an der Aussicht, auf Bali mit Mantarochen zu tauchen. Jedenfalls war die Linsenjagd nicht von Erfolg gekrönt. In der Apotheke gab es keine. Die Apothekerin schickte uns zu einem Geschäft im nächsten Dorf, dort hätten sie welche. Diese stellten sich als bunte Faschings-Kontaklinsen heraus. Drei Optikergeschäfte im Radius von 10km hatten geschlossen obwohl sie laut Google geöffnet hätten sein sollen. Was soll’s. Dann halt Mittagessen am Straßenrand.

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Nachmittags gingen wir dann noch an den Strand, um dort weiter die theoretischen Inhalte für den Tauchkurs durchzugehen. Dort lernten wir dann einen Dänen kennen, der seinen Ruhestand auf Bali verbringt und der uns Arak zum Probieren gab – ein Schnaps aus Palmen, der auf Bali sehr populär ist. Wir unterhielten uns einige Zeit und er empfahl uns noch den Besuch heißer Quellen in der Nähe. Den Roller hatten wir ohnehin für den ganzen Tag gemietet, also nix wie hin da. 

Der Eintritt war kaum der Rede wert und wir waren tatsächlich die einzigen Bules dort (Bule = Fremde, Weiße). Es war richtig entspannend und angenehm, bis eine ganze Affenbande einfiel und man auf seine Sachen sehr gut aufpassen musste. Zum Schluss durften wir noch als Fotomotiv einer einheimischen Familie herhalten. Das war uns bislang in Asien noch nicht passiert und wir hatten sowas eher von blondhaarigen Reisenden mitbekommen, aber gut, kein Problem in Bikini und Badehose. Den Abend nutzte wir für ein leckeres Abendessen in einem Warung und für Telefonate mit unseren Familien.

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Am nächsten Morgen war es dann endlich so weit – der Tauchkurs ging los. Die Tauchschule lag nur eine Querstraße weiter und so stiefelten wir morgens gegen 8 Uhr los. Wir lernten unsere Tauchlehrerin Kate kennen. Sie ist Australierin und hat einige Jahre am Great Barrier Reef bei Cairns unterrichtet. Zudem stellten wir fest, dass wir sie glücklicherweise ganz für uns alleine hatten, obwohl wir nur den Gruppenpreis zahlten.

Zunächst gingen wir einige theoretische Inhalte durch und schauten uns an, wie man die ganzen Einzelteile zu einer funktionierenden Taucherausrüstung zusammensetzt. Wir besprachen einige „Skills“ an Land, bevor es dann mit der gesamten Ausrüstung in den Pool ging. Zu den Skills gehört z.B., wie man die Maske von Wasser befreit, falls sie volllaufen sollte, wie man seinen Regulator (Atemschlauch/Mundstück) wieder „einfängt“ und wie der Ersatz-Regulator zum Einsatz kommt. Im Pool trainierten wir dann auch für den unwahrscheinlichen Notfall. Wie teile ich meine Luft, wenn meinem Tauchbuddy seine ausgegangen ist? Wie führe ich einen Notfallaufstieg durch? Wie ziehe ich im Wasser meine Ausrüstung aus und wieder an? Außerdem lernten wir die notwendigen Handzeichen, z.B. „OK?“ „OK.“, „Wie viel Luft hast Du noch?“, „Ich habe keine Luft mehr.“ „Sicherheitsstopp“ und vieeeele mehr. 

Kate hatte anscheinend Vertrauen in unsere Cleverness und gab uns dann noch die theoretische Prüfung, die eigentlich erst für den dritten Tag vorgesehen war. Bestanden haben wir natürlich und waren somit mehr als ready für den ersten Tauchgang im offenen Wasser am folgenden Tag. 

Am nächsten Morgen ging es also geradewegs aufs Meer in einem eher kleinen Fischerboot. Hier meine erste Challenge – Konzentration auf den Horizont, nicht seekrank werden. Dann schmissen wir uns in den Neoprenanzug, der bei ca. 30 Grad Wassertemperatur auch eher als dekorativ anzusehen war und legten die Ausrüstung an. Um ins Wasser zu gelangen, sollten wir dann eine Backroll machen – also quasi eine Rückwärtsrolle vom Boot hinunter. Hier brauchte ich ein paar Minuten um das Vertrauen zu fassen, tatsächlich ins Wasser zu gehen. 

Wir machten dann unseren ersten Abstieg an einem Seil und das erste, was wir unter Wasser zu Gesicht bekamen, war eine riesige Schildkröte – aber keine lebendige im herkömmlichen Sinne. Unser erster Tauchspot war das Biorock in Pemuteran. Hier wurden große Metallkonstruktionen unter Wasser errichtet, eben unter anderem in Form einer Schildkröte, an denen sich neue Korallenriffe bilden. Ein ziemlich cooler Anblick und natürlich Heimat zahlreicher Fische. Wir absolvierten einige der Skills und arbeiteten an unserer Tarierung, damit wir möglichst horizontal und mühelos durchs Wasser gleiten können. Trotzdem konnten wir schon ziemlich viel von unserer Umgebung genießen und waren nach diesem ersten Tauchgang hin und weg von dieser völlig neuen Welt. Zwar wurden wir am Ende noch von einem Triggerfisch attackiert aber auch das war irgendwie eine interessante Erfahrung. Der zweite Tauchgang folgte kurz danach und war nicht weniger schön. Die Sicht war sehr gut, das Riff toll und unsere Tauchlehrerin einfach der Hammer. Dieser erste Tauchtag war ein voller Erfolg und nach einem deftigen, späten Mittagessen fielen wir erschöpft ins Bett und genehmigten uns einen Mittagsschlaf. Abends gingen wir dann noch etwas spazieren, genossen den Sonnenuntergang am Strand und trafen einige tierische Dorfbewohner.

New day, new dive – wir starteten dieses Mal mit einer Autofahrt zu einem Pier in der Nähe. Der zweite Tauchtag sollte nämlich im Menjangan Nationalpark stattfinden. Hier hatten wir erstmal eine Anreise auf dem Boot vor uns und konnten auf dem Weg ein National Geographic Forschungsschiff entdecken. Dann ging es auf den ersten Tauchgang direkt vor Menjangan Island. Auch hier wurden wir nicht enttäuscht von der Artenvielfalt und den bunten Korallenriffen. Die Tarierung hatte man langsam gut im Griff und wir arbeiteten die letzten Skills für unsere Zertifizierung ab. Anschließend ging es zum Mittagessen auf die Insel, wo wir erstmal auf Rehe trafen. Auf einer Insel mitten in Indonesien. Da wussten wir auch erstmal nicht so ganz wohin mit uns, aber die schienen hier wohl irgendwie her zu gehören. Die Insel an sich ist nicht bewohnt, abgesehen von einigen Rangern und ist einfach wunderschön. Nach der Mittagspause stiegen wir wieder auf das Boot und fuhren zu einem anderen Tauchspot in der Nähe. Sooooo schön und faszinierend. Wir hatten noch Spaß auf dem Boot und auch am Anleger wurde es mit ein paar hinterhältigen Affen nicht langweilig, während wir auf unseren Transfer zurück zur Tauchschule warteten. Hier kam noch der unangenehme Teil – das Bezahlen. Tauchen, so viel ist leider klar, gehört nicht zu den Budget-freundlichen Hobbys auf einer Weltreise. Aber wir waren nun zertifizierte Open Water Diver, wodurch wir quasi weltweit in Tauchschulen Equipment leihen und auf maximal 18 Meter Tiefe tauchen dürfen – theoretisch sogar ohne einen Instructor, was aber in der Realität seltenst vorkommt und auch wenig ratsam ist. Danke Kate, Danke Dive Concepts Pemuteran. 

Der Abend war dann noch wider Erwarten feuchtfröhlich. Wir waren am Strand an der Bar, die zu unserem Homestay gehört und wollten eigentlich nur einen Fruchtshake trinken, als plötzlich Putu, der Host, die Flasche Arak auf den Tisch stellte. Es gab ein Shotglas in der Mitte, in das dann der Arak und etwas Cola gefüllt wurde. Reihum musste getrunken werden, alle teilten sich das Glas und es wurde erst nachgeschenkt, wenn derjenige, der an der Reihe ist, das Glas geleert hatte – Putu, seine Frau, ein anderer Deutscher, eine Frau von Java und wir beide. Wir hatten ziemlichen Spaß, Putu und seine Frau neckten sich gegenseitig viel wir bekamen noch Thailand-Reisetipps von dem Deutschen und realisierten, dass Bali anscheinend oft Zufluchtsort für Menschen aus anderen, stark muslimisch geprägten Teilen Indonesiens ist. Sei es, weil sie den Islam ablehnen, homosexuell sind oder einfach nicht den traditionellen gesellschaftlichen Konventionen dort folgen wollen. Gut angetrunken gingen wir noch in ein Restaurant in der Nähe und telefonierten mit einer Freundin in der Heimat, bevor wir seelig ins Bett trudelten. 

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Am darauffolgenden Tag war wieder Packen angesagt. Wir erstanden noch zwei Flaschen Arak von unserem Host Putu, bzw. seinem Freund und dann machten wir es uns im Transfer Richtung Ubud bequem. Wider Erwarten ging es durch die Berge und wir hielten noch an einem wunderschönen Aussichtspunkt oberhalb von zwei Seen an. Hier gab es als Touristenattraktion auch noch große Echsen, eine Schlange und drei Flughunde, die alle auf eine eher traurige Weise mit ihren „Besitzern“ am Straßenrand ausharrten. Am späten Nachmittag erreichten wir dann unsere Villa in den Reisfeldern bei Ubud und warteten auf Laura und Olli. Die nächsten 16 Tage verbrachten wir dann zu viert, aber dazu mehr im nächsten Beitrag.