Java – 3 Vulkane, 2 Tempel und 1 Wasserfall

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Kein Filter, keine Bearbeitung - einfach unser faszinierender Planet

Moin Indonesien! Am 14. August landeten wir am späten Nachmittag in Yogjakarta. Der Landeanflug war spannend, da sich der Flughafen in der Nähre des Meeres befindet und aus unserer Perspektive sehr lange gar kein Land erkennbar war. Am Flughafen wurden wir von Musik empfangen, die ein wenig nach Horrorfilm klang, die uns aber noch öfter über den Weg laufen sollte. Da man für eine Ankunft in Yogjakarta leider kein elektronisches Visa on Arrival beantragen konnte, ging es für uns erstmal zum entsprechenden Schalter in der Ankunftshalle. Danach mussten wir durch die eigentliche Immigration, wo uns dann auch einige Fragen gestellt wurden – wie soll es weiter gehen, was wollen wir im Land etc. Wir hatten vorsichtshalber auch ein Onward-Ticket gekauft, da wir tatsächlich noch nicht genau wussten, wann und wie wir das Land verlassen würden. Für mich stand fest, dass ich ohnehin bis Mitte Oktober bleiben würde, da meine Yoga-Ausbildung bereits gebucht war, JP war sich noch nicht ganz sicher.

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Fancy Flieger in KL

Aber wir kamen ohne Probleme durch, warteten dann auf unseren Rucksack und liefen zur Bahnstation. Beim Verlassen der Halle wurden wir mit zahlreichen Angeboten für Taxifahrten geradezu überhäuft, allerdings hatten wir bereits online ein Zugticket gekauft, das immer noch deutlich günstiger war, als wir mit den Fahrern hätten verhandeln können. Der Zug fuhr pünktlich ab und im Zentrum Yogjakartas angekommen nahmen wir uns dann ein Grab zu unserer Unterkunft. Hier wartete das bislang größte Schnäppchen: Für umgerechnet 8€/Nacht schliefen wir im Bring In House Yogjakarta. Wir hatten zwar kein Fenster, aber es gab sehr hohe Decken, einen einladenden Gemeinschaftsbereich, ein bequemes Bett und einen Wasserspender.

Nach dem Check In gingen wir auf Empfehlung der Gastgeber zu einer kleinen Garküche in der Nähe, wo wir sehr gutes Nasi und Mie Goreng aßen. Da es nur einen einzigen, etwas größeren Tisch gab, setzten wir uns zu einer Mutter mit ihrer Tochter dazu. Letztere war anscheinend sofort ein großer Fan von JP und wollte ihm zum Abschied auch noch unbedingt die Hand geben.

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Nasi Goreng Nr. 1 in Indonesien

Dann hoben wir noch unser erstes indonesisches Bargeld ab und durften uns ab diesem Zeitpunkt Millionäre nennen. Denn mit einem Wechselkurs von ca. 1€ : 17.000 IDR hat man immer ziemlich viele indonesische Rupien dabei. Dann besorgten wir noch eine SIM Karte von Telkomsel für den JP. Der Stand war leicht gefunden, aber der Prozess dauert mit Registrierung der Karte, des Passes und des Handys gute 20 Minuten. Indonesien hat den Zugriff auf das Internet ohnehin in vielerlei Belange eingeschränkt, Reddit und viele andere Seiten sind ohne ein VPN gar nicht zu erreichen. Zurück in der Unterkunft fielen wir ins Bett.

Den nächsten Tag starteten wir mit Ausschlafen und einem kleinen Frühstück in einem niedlichen Café. Es gab Gebäck, ein Mie Goreng und sehr guten Kaffee. Dann schlenderten wir weiter durch die Stadt, übrigens bei ziemlicher Hitze, bis zum Taman Sari Wasserschloss. Hierbei handelt es sich um eine Art Garten, den früher das Sultanat nutzte. Hier gab es einige schöne Fotomotive und etwas Entertainment, da ein kleiner Junge eine Schar Hühner vor sich her trieb. 

Nach einem weiteren entspannten Kaffee besuchten wir den Sultanpalast mit seinen riesigen Pavillionen und einer Musikaufführung. Hier gab es auch kleine Museen, die beispielsweise den Ablauf einer javanesischen Hochzeit darstellten. Anschließend liefen wir weiter in Richtung Malioboro Street und mussten wieder einmal feststellen, wie menschenfeindlich die Städte in Asien oft angelegt sind. Gehwege optional, oft muss man große Umwege in Kauf nehmen, um über stark befahrene Straßen zu kommen, die Autos und Roller fahren haarscharf an einem vorbei. Irgendwann hatten wir keine Lust mehr, es war auch eigentlich viel zu heiß in der Mittagshitze und ließen uns deshalb von einem Grab einsammeln und zu einem Restaurant bringen. Asiatische Infrastruktur 1, unser Wille zur Bewegung 0, game over für’s Erste. 

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Nach dem Essen ging es dann doch noch zur Malioboro Street, die aber erst gegen Einbruch der Dunkelheit so richtig zum Leben erwachen sollte. Das war für uns aber kein Problem, da wir vorher ohnehin andere Pläne hatten. Hier sollten sich die zahlreichen Touranbieter tummeln, die Angebote für den Osten Javas hatten. Es dauerte nicht lange, da saßen wir bei 4 Agenturen hintereinander und ließen uns die Programme erklären, damit wir einen Vergleich haben. Eigentlich versuchen wir solche Touren zu vermeiden. Allerdings hatten wir auf Java ein wenig Zeitdruck, da wir zu einem bestimmten Datum auf Bali sein und davor auch noch unseren Tauchschein absolvieren wollten. Daher wollten wir auf Nummer Sicher gehen und die Organisation in die Hände einer der Agenturen geben, was sich später noch als mittelmäßige Idee herausstellen sollte. 

Wie auch immer, wir entschieden uns für ein Paket, das uns innerhalb von 3 Tagen und 2 Nächten zum Tumpak Sewu Wasserfall und zu den Vulkanen Bromo und Ijen führen sollte – die drei Highlights, die wir auf Java definitiv nicht verpassen wollten. Beim gleichen Anbieter buchten wir dann auch noch für den kommenden Tag eine Tour, die uns zu einem Sonnenaufgangsspot, zum Borobudur Tempel und zum Prambanan Tempel bringen sollte. Dies war schlichtweg günstiger, als hätten wir ein Grab zu den jeweiligen Spots gebucht oder einen privaten Fahrer gemietet. Lediglich mit dem Roller wären wir deutlich günstiger weggekommen, aber der Verkehr in Yogyakarta schreckte uns ab.

Nach dem Verhandeln und Buchen gönnten wir uns ein Eis (Grüezi an die Gelato Queen Jacky) und machten dann sämtliche Geldautomaten in der Umgebung unsicher, da wir die paar Millionen für die Touren der kommenden Tage in bar zahlen mussten und die Automaten immer nur sehr begrenzt Bargeld hergaben. Den Abend ließen wir in einem mediterranen Restaurant ausklingen – eine Empfehlung von einem guten Bekannten aus Deutschland, der einige Zeit in Yogya verbracht und hier sogar seine Frau kennengelernt hat.

Der nächste Morgen hatte seinen Namen nicht wirklich verdient, da wir genau genommen mitten in der Nacht abgeholt wurden. Wir sammelten noch einige andere Touristen ein und dann ging es mit dem Minivan zum Bukit Barede, dem Aussichtspunkt, wo wir den Borobudur Tempel aus der Ferne neben dem Vulkan Merapi im Sonnenaufgang beobachten durften. Es war ein wunderschönes Schauspiel, wie langsam die ersten Umrisse zum Vorschein kamen, das Tal noch halbwegs in Nebel gehüllt war und sich dann die ersten Sonnenstrahlen zeigten. Dazu gab es einen Kaffee und ein paar Bananenchips – inklusive beim Eintritt für den Aussichtspunkt.

Das eigentliche Highlight fand für uns aber vor dem Sonnenaufgang statt. Wir betrachteten den Merapi Vulkan, der erst im Frühjahr einigermaßen heftig ausgebrochen war, und konnten etwas Rotes erkennen, das die Form änderte. War das etwa Lava?? Wir fragten einen der Einheimischen, die am Aussichtspunkt arbeiteten. Er lachte uns an: „Haha yes, Eruption“ – well, da hatten wir wohl den ersten kleinen Vulkanausbruch unseres Lebens live erlebt. Wahnsinnig faszinierend und irgendwie auch beängstigend. Zwei Tage später bekamen wir dann auch über die Nachrichten mit, dass der Merapi in seiner Aktivität wieder hochgestuft wurde und ein weiträumiges Areal abgesperrt wurde.

Kurz nach dem Sonnenaufgang ging es auch schon weiter im Programm. Wir steuerten den Borobudur Tempel an. Auch hier schien sich unsere kurzfristige Planung mal wieder rächen zu wollen, denn am Tag zuvor waren die Tickets bereits ausverkauft, mit denen man den Tempel tatsächlich besteigen könnte. Daher dachten wir, uns bleibt nur der Blick von Weitem, bzw. die Umrundung des Bauwerks. Allerdings hatte unser Fahrer Freunde, die jemanden kannten, dessen Cousin…. wie das halt immer so ist. Jedenfalls konnten wir doch noch Tickets für die geführten Touren auf den Tempel vor Ort erwerben. Diese sind deshalb kontingentiert, da der Borobudur UNESCO Weltkulturerbe ist und vor Erosion und Abtrag geschützt werden soll. Daher mussten auch alle Besucher fancy Schlappen anziehen und sich einem Guide anschließen. In unserem Fall wusste dieser auch wahnsinnig viel und hatte eine sehr sympathische Art, seine Informationen vorzutragen. Der Besuch auf dem Tempel mit Blick auf die wunderschöne Landschaft samt verschiedener Vulkane lohnte sich definitiv. Auch wenn man hier teilweise nur staunen konnte, mit welcher Selbstverständlichkeit manche Touristen andere verscheuchten oder beschimpften, wenn diese in ihr perfektes Fotomotiv liefen. Überraschung – ihr seid nicht alleine auf der Welt.  

Wir aßen dann noch auf dem Gelände zu Mittag, da wir unseren Fahrer zuvor gefragt hatten, ob wir nach dem Borobudur direkt zum Prambanan Tempel fahren oder noch einen Lunch Stop machen. Dies verneinte er, obwohl es uns eigentlich bei Buchung der Tour gesagt wurde. Gut, nicht weiter schlimm, hatten ja etwas zu essen bekommen. Wir sollten uns auf dem Parkplatz wieder mit der Gruppe treffen, nur dauerte unser Weg dorthin länger als geplant. Man darf nämlich nicht den Weg nutzen, durch den man die Anlage betreten hat, sondern wird ca. einen Kilometer Umweg durch zahllose Souvenirstände geleitet, die Verkäufer schrecken auch nicht davor zurück, einen am Arm anzufassen, wenn man nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkte. Wir verstehen, dass die Menschen ihr Geld verdienen wollen, aber die Art und Weise war hier schon mehr als dreist und wir waren komplett bedient, als wir es endlich aus diesem Labyrinth herausgeschafft hatten.

Weiter ging es also mit der gut 1,5-stündigen Fahrt zum Prambanan Tempel, und angenehm war das nicht. Das Auto, in das uns der Tour Operator mit sechs Leuten quetschte, war vielleicht für 6 Kinder passend, aber nicht für 6 Erwachsene. Zu unserer Verwunderung passierten wir dann den Tempel und hielten eben doch noch an einem Restaurant und unser Fahrer verschwand in der Moschee nebenan. Dieses Restaurant war natürlich deutlich teurer als die meisten, die wir in Yogya und Umgebung bislang besucht hatten, ob das ein Zufall ist…Jedenfalls tranken wir nur eine Kleinigkeit und warteten, bis wir zum Tempel gebracht wurden. 

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Angekommen erhielten wir die Tickets und wurden informiert, dass wir ca. 2,5 Stunden hier verbringen sollten. Zunächst fragten wir uns, was wir so lange an einem einzigen Tempel tun sollen, aber nach und nach stellten wir fest, wie riesig das Gelände ist und dass es neben dem Haupttempel noch drei weitere zu entdecken gab. Der erste Blick aus einiger Distanz auf den Tempel war jedenfalls atemberaubend, da diese Dimensionen kaum zu fassen sind. Wir wurden von einer jungen Frau angesprochen, ob sie uns etwas zu den einzelnen Tempeln erklären dürfte. Sie sei Studentin und würde gerne üben. Das stellte sich als perfekt heraus, denn so erfuhren wir einiges zu den Motiven an den Tempeln, den Figuren, der Geschichte und dem Wiederaufbau nach einem Erdbeben. Der Hindu Tempel wurde ca. im 8./9. Jahrhundert errichtet und um 1600 durch Erdbeben und Ausbrüche des Merapi Vulkans nahezu komplett zerstört. Seit ca. einem Jahrhundert wird er wieder aufgebaut, diese Arbeiten sind bis heute nicht vollendet. 

Zurück in unserer Unterkunft gab es ein Nickerchen und viel mehr als Abendessen war an diesem Tag auch nicht mehr drin.

Daher ließen wir den nächsten Tag entspannt angehen. Ich wachte irgendwann gegen 8 Uhr auf und setzte mich in den Gemeinschaftsbereich, wo einer der Mitarbeiter mir Kaffee machte. Der war richtig lecker. JP gönnte sich bis 10:30 Uhr seinen Schönheitsschlaf und dann schlenderten wir los in die Stadt. Wir hatten erstmal keinen bestimmten Plan, abgesehen von einer Free Walking Tour, die am Nachmittag stattfinden sollte. Es gab leckeren Kaffee, wir ließen uns spontan massieren und holten uns Murtabak – eine Art Teigtasche gefüllt mit Ei und Gemüse. An diesem Stand kamen wir mit einer Einheimischen ins Gespräch, die uns etwas bei der Bestellung half. Ihr Essen war vorher fertig, sie setzte sich auf ihren Roller und verabschiedete sich von uns, indem sie uns mitteilte, sie hätte unser Essen bereits bezahlt und wir sollen unsere Zeit auf Java genießen. Dann fuhr sie davon und wir waren etwas perplex. Tatsächlich händigte man uns dann unser Murtabak aus, ohne dass wir noch etwas bezahlen mussten. 

Nur die Walking Tour stellte sich leider als Reinfall heraus, da bis 30 Minuten nach der vereinbarten Zeit niemand am Treffpunkt auftauchte. Wir kontaktierten den Guide auf WhatsApp und er meinte, er sei am Treffpunkt und schickte seinen Standort, der eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt lag. Wir checkten nochmal die Bestätigung, wir standen aber richtig. Der Guide stand an dem Treffpunkt für Touren, die an anderen Wochentagen stattfanden. Er bemerkte seinen Fehler dann, aber statt sich einfach zu entschuldigen, löschte er seine ganzen WhatsApp Nachrichten und rief JP an, um irgendwelche Geschichten aufzutischen. Da hatten wir dann schon keine Lust mehr auf die Tour. Fehler können passieren, das wäre gar kein Ding für uns gewesen. Aber dann alle Nachrichten löschen und sich dann auf einmal andere Touren ausdenken? Naja. 

Wir gingen noch einen Kaffee trinken und ließen den Abend entspannt in einem Restaurant ausklingen. Danach hieß es nämlich packen – noch in der Nacht würden wir die Unterkunft verlassen und den Nachtzug nach Malang nehmen. Die Vulkan- und Wasserfall-Tour startete!

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Käffchen statt Walking Tour

Um 1:30 Uhr fuhr der Zug pünktlich ab, wir hatten einigermaßen bequeme Plätze in der Executive Klasse, nur konnten wir diese nicht wirklich weit nach hinten stellen. Die Familie hinter uns war der Meinung, ihre Sitze um 180 Grad drehen zu müssen und nach hinten zu stellen, daher war dort wenig Spielraum. Da sie schliefen, wollten wir sie auch nicht wecken. Ich bekam noch etwas mehr Schlaf als JP, wobei es eher immer mal wieder Nickerchen waren, irgendein Körperteil wurde meistens taub. Gegen 7 Uhr am Morgen erreichten wir Malang. Auf den letzten Kilometern konnten wir sogar vom Zug aus die farbenfrohe Siedlung Jodipan erspähen.

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Nach einigem Suchen und Kommunikationsproblemen mit unserem Veranstalter fanden wir dann am Bahnhof endlich unseren privaten Fahrer. Dieser sollte uns nun direkt zum Tumpak Sewu Wasserfall bringen. Die Fahrt dauerte gute zwei Stunden und war sehr kurvig und bergig. Unterwegs hielten wir noch für ein frühes Mittagessen und luden unseren Fahrer ein. Ich hatte zuvor gelesen, dass die Zufahrt zum Wasserfall über Malang aufgrund einer zerstörten Brücke im Moment nicht möglich sei, mir aber nichts weiter dabei gedacht. Wenn der Veranstalter das so anbietet, dann wird es wohl auch funktionieren. Wir hielten auf einem behelfsmäßigem Parkplatz und sollten unsere Sachen für die Wanderung zum Wasserfall zusammensuchen. Wir trafen dort auch bereits unseren Guide, der uns dorthin führen wollte. Er stand neben seinem Moped und einer weiteren Frau, ebenfalls mit Moped. Da ahnten wir langsam, dass die Brücke wohl tatsächlich kaputt ist. Wir fragten, wie wir zum Wasserfall kämen und sie strahlten uns an „Ojek, Ojek“ – Moped. Wir mussten also jeweils aufsteigen, einen Helm bekamen wir natürlich nicht und dann ging der Ritt los. 

Die Strecke startete in einer Wohnsiedlung, quasi durch den Garten eines Hauses, relativ steil bergab über unbefestigten Boden, eine provisorisch aufgeschüttete Brücke und wieder bergauf bis zum eigentlich Ankunftspunkt für den Wasserfall. Manche Einheimische waren dafür zuständig, den Verkehr zu „regeln“. Diese provisorischen Wege konnten nämlich jeweils nur einspurig befahren werden, daher musste eine Fahrtrichtung dann zwischendurch warten. Ging es weiter, war es wie ein Hauen und Stechen, wer ganz vorne fahren konnte. Meine Fahrerin tätschelte mir das Knie und meinte nur „Relax“. Na gut. Was blieb uns auch anderes übrig. Überlebt haben wir es am Ende ja.

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Unser Fahrer ab Malang

Wir machten uns also auf den Weg Richtung Wasserfall und kamen zunächst an eine Aussichtsplattform. Der Blick verschlug uns sofort die Sprache. Das war definitiv der riesigste und beeindruckendste Wasserfall, den wir je gesehen hatten. Selbst wenn man nicht nach unten hätte wandern können, wäre dieser Ausblick von oben die Anfahrt schon wert gewesen. Auch merkten wir hier bereits, dass unser Guide leidenschaftlich dabei war, Fotos von uns aus jeder nur erdenklichen Perspektive zu machen. Er scheute sich dabei auch nicht, sich auf den Boden zu schmeißen oder irgendwo hinauf zu klettern.

Als wir die Stufen nach unten hinabsteigen wollten, kam uns erstmal ein Mann mit einer stark blutenden Kopfverletzung entgegen, der von seinem Guide gestützt wurde. Wir waren etwas geschockt und schworen uns, wirklich höllisch aufzupassen bei dieser Wanderung. Die Stufen waren glitschig und nach einigen hundert Metern war es schon nicht mehr zu vermeiden, dass die Füße nass wurden. Hatte JP am Anfang noch versucht, sich vom Wasser fernzuhalten mit sehr interessanten Moves, musste auch er irgendwann einsehen, dass es zwecklos war. Wir mussten durch kleinere Wasserfälle und Wasserläufe durchwandern und bereuten, dass wir uns nicht im Vorfeld diese Wasserschuhe besorgt hatten. Immerhin wollten wir mit den gleichen Turnschuhen am nächsten Morgen einen Vulkan besteigen, andere feste Schuhe hatten wir nicht dabei. In dem Moment aber ein Problem für Zukunfts-Lena und JP. Die Krönung war kurz vor dem Ziel die Durchquerung eines ca. 80-90cm tiefen Flusses. Währenddessen musste man sich an einem Seil festhalten, um nicht von der Strömung weggezogen zu werden.

Trotzdem machte die Wanderung irgendwie Spaß und lohnte sich definitiv. Unterhalb der Wasserfälle wirkten diese nochmal beeindruckender. Wir mussten Videos drehen und auf allen möglichen Felsen posieren, bis wir irgendwann zu unserem Guide meinten, dass wir schon sehr zufrieden mit der Anzahl an Fotos waren und wir auch einfach mal ein paar Minuten jetzt die Umgebung genießen würden. Danach führte er uns noch zu einem weiteren Wasserfall, dem Goa Tetes. Kleiner, aber auch wunderschönen, mit vielen Ebenen, auf denen sich Wasserbecken befanden. Auch hier gab es wieder viele Fotos, bis wir uns irgendwann an den Aufstieg wagten. Hier waren nur die ersten Meter spannend, danach war der Weg relativ gut befestigt, nur steil und anstrengend. 

Oben luden wir unseren Guide noch zum Mittagessen ein, bevor es dann zurück mit den Mopeds zum Parkplatz ging. Nach über vier Stunden Fahrt erreichten wir Cemorolawang, das Dorf am Fuße des Bromo Vulkans, wo wir unser Hotel für die Nacht bezogen. Das war wirklich nicht sehenswert, aber für eine Nacht in Ordnung. Erste Amtshandlung – Föhn besorgen. Irgendwie mussten wir unsere Schuhe trocken kriegen. Wir gingen in der Nähe noch fix etwas essen und dann legten wir uns auch schon hin. Der Wecker sollte noch vor 2 Uhr klingeln.

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Gegen 2:30 Uhr morgens wurden wir dann am Hotel zunächst in einen Minibus gesetzt, was für Verwirrung sorgte, da wir eigentlich mit einem Jeep zum Bromo, bzw. zum Spot für den Sonnenaufgang gefahren werden sollten. Der Minibus hielt aber nach einer knappen halben Stunde und wir wechselten das Gefährt. Zu sechst in einem Jeep eingepfercht, plus Fahrer, ging es dann weiter Richtung Bromo. Hier durchquerten wir dann zunächst die Sandwüste, bevor es Richtung Aussichtspunkt ging. Der Jeep parkte am Straßenrand, neben gefühlt tausend anderen, wir sollten uns das Kennzeichen merken und um 6 Uhr zurück sein. Das kriegen wir wohl hin. Auf der Straße ging es wild zu: Jeeps, Locals, die versuchten, eine Fahrt auf dem Moped zu verkaufen, andere Straßenverkäufer, die Kaffee und Snacks unter die Leute bringen wollten, Fahrer, die am Straßenrand Feuer entfachten, um sich zu wärmen. Denn ja, es war kalt, aber für unser norddeutsches Empfinden gut auszuhalten, ca. um die 8 Grad Celsius. Wir bogen auf dem Weg nach oben ab zum King Kong Hill, der nicht so stark überlaufen sein sollte, wie der „Haupt“-Aussichtspunkt weiter oben am Berg. Das stimmte auch zunächst. Wir fanden einen richtig guten Platz direkt am Geländer, den wir von da an verteidigen mussten, und warteten darauf, dass die Sonne aufging. Die Morgendämmerung war spektakulär und irgendwann zeigten sich die Umrisse der Vulkane. Man konnte wieder Lava beobachten, sowie Aschewolken, die regelmäßig von einem der Vulkane ausgestoßen wurden. Das Licht änderte sich ständig, ein paar Wolken hingen um die Krater, es war einfach atemberaubend schön und wir hatten Gänsehaut. 

Anschließend ging es mit dem Jeep wieder in Richtung der Sandwüste. Wir brauchten fast 1,5h für die paar Kilometer, da natürlich alle gleichzeitig wieder den Berg verlassen wollten. In der Sandwüste vor dem Bromo war dann der letzte Kilometer abgesperrt für Autos, sodass wir das Stück zum Krater laufen mussten. Das ist an sich natürlich kein Problem, nur hatten wir hier den Eindruck, dass das hauptsächlich gemacht wird, um einen Ritt auf den zahlreichen Pferden zu verkaufen. Diese haben den Sand so sehr aufgewirbelt, dass wir teilweise Schwierigkeiten hatten, vernünftig Luft zu holen. Hier gab es dann noch eine der ranzigsten Toiletten (Anm. d. R. – Loch im Boden), für die wir auch noch 5.000 Rupien p.P. Gebühr zahlen durften. Zum Krater selbst gab es dann noch einige Stufen zu bewältigen und mit zunehmender Höhe konnte man langsam den Schwefel riechen. Oben angekommen war es dann ziemlich laut – das Brodeln des Vulkans, in den man direkt hineinschauen konnte. Gaswolken stiegen auf, man konnte einen Blick auf kleine Kraterseen erhaschen und den gelben Schwefel im Gestein ausmachen. Es gab ein kleines Geländer, aber so richtig abgesichert war es nicht und die Vorstellung, dass man hier einfach in den Krater rutschen könnte, war schon beängstigend. Davon abgesehen könnte der Vulkan natürlich auch jederzeit ausbrechen. Es gibt zwar Frühwarnsysteme, wirklich sicher ist aber nichts. Wir standen einige Minuten dort und haben einfach nur in den Krater gestarrt, fasziniert von dieser Naturgewalt.

Der Jeep brachte uns dann zurück ins Dorf, wo wir wiederum in den Minivan umstiegen und zum Hotel fuhren. Hier hatten wir dann eine Stunde Zeit, um zu frühstücken, zu duschen und unsere Sachen zu packen. Das gelang uns auch knapp und dann wurden wir in einen Van mit 15 anderen Backpackern geladen. Wir waren erstmal etwas irritiert, da unser Tour Operator uns eigentlich private Fahrer versprochen hatte. Eine Alternative hatten wir in dem Moment aber nicht. Das war auch nur einer der vielen Punkten, die uns an dieser Agency gestört haben. Wir wurden einfach belogen, was die Tour anging. Ich will hier gar nicht zu sehr ins Detail gehen, aber am Ende haben wir zumindest 500.000 Rupien erstattet bekommen, dafür hat uns der Chef aber auch noch gedroht, dass sein Onkel uns auf Bali finden wird, falls wir ihm eine schlechte Bewertung hinterließen. Wir haben uns die Erlebnisse an sich von diesen Spinnern nicht vermiesen lassen, nehmen aber dennoch für uns mit, Touren wirklich zu vermeiden und lieber weniger einzuplanen, was wir dann auf eigene Faust organisieren.

Eingepfercht in dem Van ging es dann ca. 7 Stunden quer über Java nach Banyuwangi. Auf dem Weg hielten wir wiederum an einem der schlechtesten, aber teuersten Restaurants der Reise, die Klimaanlage fiel aus, wir hielten an irgendeiner Werkstatt und hatten interessante Gespräche mit den anderen Reisenden. Die Fahrt an sich war äußerst turbulent, aber das waren wir von Java mittlerweile gewohnt. Meine Uhr zeichnete an diesem Tag über 35.000 Schritte auf, von denen ich vielleicht 10.000 am Morgen beim Bromo tatsächlich gegangen war. Der Rest war einfach die Erschütterung durch den Fahrstil und den Zustand der Straßen.

Das Hotel in Banyuwangi war wirklich gut und hatte einen schönen Essbereich. Lediglich die riesige Spinne im Zimmer hat uns etwas schlucken lassen, aber das Personal hat uns netterweise sofort geholfen, ansonsten wäre an Schlaf wohl nicht zu denken gewesen. Davon wartete auch wieder wenig auf uns. Um 1:30 Uhr sollten wir abgeholt werden, um den nächsten Vulkan zu besteigen – den Ijen. 

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JPs neue Freundin

Mitten in der Nacht ging es also los. Wir hatten zuvor gelesen, dass man von Banyuwangi aus spätestens um 1 Uhr starten sollte, um die blauen Flammen erleben zu können. Dabei handelt es sich um Gase am Vulkan, die sich entzünden und in der Dunkelheit blau leuchten. Dieses Spektakel ist sehr selten und wir wollten es unbedingt sehen. Daher waren wir stutzig, als uns 1:30 Uhr als Abholzeit mitgeteilt wurde. Aber gut, wir hofften, die Agency wüsste, was sie tut.

Nach ca. einer halben Stunde Fahrt hielten wir auf einmal an. Der Fahrer fuhr links an den Straßenrand und machte den Wagen aus. So standen wir dort in der Finsternis und mussten ihm erstmal jede Information aus der Nase ziehen. Der Wagen war überhitzt, wir können gerade nicht weiterfahren. Er schmiss uns aus dem Wagen und meinte, wir sollten laufen. Er würde warten und falls das Auto abkühlt, uns eventuell wieder einsammeln. Wow. Da liefen wir also, um 2 Uhr nachts, steile Bergstraße, mitten im Dschungel, stockfinster, Autos und Roller vorbei rauschen, die uns ständig anhupten. Bei Maps konnten wir nur so viel erkennen – zum Sonnenaufgang würden es mit Glück bis zum Parkplatz schaffen und dann wären es noch 60-90 Minuten Wanderung bis hoch zum Krater. Dementsprechend war unsere Laune. Doch nach gut 20 Minuten erschien tatsächlich unser Fahrer und tuckerte dann quasi mit angezogener Handbremse den Berg weiter rauf, sprich mit ca. 20km/h. 

Damit waren dann unsere Chancen dahin, das blaue Feuer zu erleben. Der Guide, der uns am Parkplatz empfang, wartete bereits sehr ungeduldig und fragte uns, warum wir so spät seien. Er gab uns Gasmasken und dann ging es los. 1km flach, 2km steil und dann wieder 1km flach – so sollte der Anstieg aussehen. Es war anstrengend, aber nicht so schlimm, wie wir befürchtet hatten. Auch mit der Atmung hatten wir an dem Tag wenig Probleme. Ich denke, es lag daran, dass es kaum Wind gab, bzw. die Gase in eine andere Richtung geweht wurden. Den Abstieg in den Krater zu den blauen Flammen konnten wir uns also sparen, obwohl die Konditionen wirklich perfekt gewesen wären, aber es war halt zu spät. Daher ging es dann direkt Richtung Kraterrand und Aussichtspunkt für den Sonnenaufgang.

Hier zeigte sich dann der wunderschöne, blaue Kratersee des Ijen. Man konnte den Schwefel sehen, weitere Berge im Hintergrund und auf der anderen Seite den Sonnenaufgang über dem Meer. Die Kulisse war atemberaubend schön. Auch hier gab es wieder keine Sicherung am Krater und manche Menschen gingen für ihr perfektes Foto so nah an den Rand, dass wir kaum hinschauen konnten. Jeder wie er mag…

Zurück am Hotel hatten wir knapp zwei Stunden bis zur Abfahrt für Frühstück, einen ausgiebigen Kaffee und eine noch intensivere Dusche. Unsere ganzen Klamotten stanken mittlerweile wahnsinnig nach Schwefel und wir separierten sie in Plastiktüten von unserem restlichen Gepäck. Ganz würdelos missbrauchte ich dann noch ein Handtuch der Unterkunft, um unsere Turnschuhe irgendwie wieder annähernd sauber und frei von Gestank zu bekommen. Bis heute, wo ich diesen Artikel schreibe, knapp einen Monat später, habe ich den Eindruck, da sind immer noch Überreste drin, aber keine Ahnung was wir dagegen tun sollen. Tatsächlich fällt mir gerade auf, dass ich die Schuhe seit diesem Tag nicht mehr getragen habe, hach Birkenstock Life. 

Wir wurden um 11 Uhr dann also zum Fähranleger gebracht. Auch hier gab es wieder ein Missverständnis. Wir sagten dem Kerl bei der Buchung der gesamten Tour sehr sicher mehrfach, dass wir nach dem Ijen mit der Fähre nach Bali übersetzen wollen. Am Fähranleger angekommen, wollte einer Fahrer uns dann in ein Auto nach Denpasar verfrachten, was wir dankend ablehnten. Der Mann war wahrscheinlich froh, dass er unverhofft frei hatte den Tag und begleitete uns dann netterweise zur Fähre, kaufte unsere Tickets und verabschiedete uns auf das Schiff. Die Überfahrt nach Bali war entspannt, da es sich um eine riesige Autofähre handelte. Es dauerte eine knappe Stunde, bis wir dann balinesischen Boden unter den Füßen hatten. So viel gehört und gelesen über diese Insel, wir waren super gespannt. Mehr zu unserer – doch recht langen – Zeit auf Bali dann im nächsten Artikel – oder den nächsten…

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Unsere Truppe beim Ijen Aufstieg