Am 14. Juli sind wir dann mit einer knappen Stunde Verspätung in Kuala Lumpur gelandet. Der Flug war soweit angenehm, das Essen und Inflight Entertainment von Turkish Airlines ist gut auszuhalten. Die Turbulenzen habe ich verschlafen, können also nicht allzu wild gewesen sein. JP hat eher wenig Schlaf gefunden während des zehnstündigen Fluges. Auch dieser Flughafen erschien uns wieder gigantisch. Wir mussten erstmal vom Terminal C den Bus nehmen, um überhaupt zur Immigration zu kommen. Hier wurden uns dann doch einige Fragen gestellt, mit denen wir so nicht unbedingt gerechnet hatten. Immerhin erhalten deutsche Staatsbürger ohne Visum eine Aufenthaltsberechtigung von 90 Tagen. Die Dame wollte unseren Flug sehen, mit dem wir das Land wieder verlassen würden und am liebsten alle Unterkünfte für den gesamten Monat, well. Irgendwann hat sie dann verstanden, dass wir einfach reisen wollen, den Flug Mitte August von Kuala Lumpur nach Yogyakarta (Indonesien) konnten wir ja glücklicherweise vorzeigen. Mit Stempel im Pass sind wir dann Richtung Ausgang geschlendert. Unsere Recherche zuhause hatte bereits ergeben, dass der KLIA-Express, ein Zug, der einen innerhalb von 30 Minuten ins Zentrum bringen würde, 12€ p.P. kostet, was uns definitiv zu teuer war. Daher haben wir das Busterminal aufgesucht, was sich zunächst gar nicht so einfach gestaltete. Fast, als würde der Flughafen wollen, dass man diesen – für asiatische Verhältnisse sackteuren – Express bucht…
Wir konnten dann aber doch ein Ticket für den Bus um 20 Uhr ergattern, für 3€ p.P. Die Sitze, die die Dame uns am Schalter gegeben hatte, befanden sich ganz hinten im Bus. Schien erstmal geil mit wahnsinniger Beinfreiheit – bis der Bus losfuhr. Irgendetwas stimmte hier an der Befestigung nicht mehr so ganz, sodass wir bei jeder Bodenwelle fast abhoben und uns in jeder Kurve irgendwie festhalten mussten. In einem halsbrecherischen Manöver haben wir uns dann während der Fahrt eine Reihe weiter nach vorne gesetzt. Die Fahrt hat glücklicherweise nur eine knappe Stunde gedauert und trotz des turbulenten Fahrstils sind wir ständig weg genickt – immerhin seit gut 30 Stunden auf den Beinen, bzw. dem Hintern. Der Bus brachte uns bis KL Zentral, von wo aus wir mit einem Grab (wie Uber) in die Unterkunft gefahren sind. Die Ceylonz Suites – ein Kondo mit Infinity Pool und bester Aussicht aus unserem Zimmer im 34. Stock – bzw. 33A. 4 ist eine Unglückszahl und so sind alle 4er Stockwerke als 3…a betitelt.
Kurz die Sachen reingeworfen, dann wollte wir uns noch fix etwas zu essen besorgen und hatten so nette Streetfood Stände im Kopf. Wir sind dann einfach in die Richtung gelaufen, die bei Maps einigermaßen belebt aussah – und sind quasi im malaiischen Magaluf gelandet. Bar an Bar, europäische Preise, grelle Lichter, Biertower, Fish & Chips und alle anderen Alpträume, die man nach so einem Reisetag absolut nicht gebrauchen kann. Das einzig akzeptable war ein kleiner Burgerstand, an dem wir uns dann Take Away geholt haben. Das konnten wir dann in Ruhe in unserem Zimmer mit Ausblick genießen, bevor es ins Bett ging.
Am nächsten Tag haben wir erstmal ausgeschlafen und sind dann frühstücken gegangen – Reis & Nudeln, so wirklich Frühstück im Sinne von Brot & Co. gibt es natürlich nicht wirklich, und wenn dann außerhalb des Budgets in fancy Cafés mit westlichem Touch. Dann haben wir SIM Karten besorgt. Eine etwas „teurer“ – 10€ für 30 Tage, 30 GB, Social media unlimited, von Celcom, die mit die beste Abdeckung in Malaysia haben sollte. Die andere von YES, mit 6€ ein Stück günstiger und unlimited Daten, dafür wohl aber eine schlechtere Netzabdeckung, was wir später auf unserer Reise auch noch bestätigen konnten. Die Shops für die SIM Karten befanden sich übrigens in der größten IT Lifestyle Mall von Malaysia. Ein riesiger Komplex über ca. 6 Stockwerke, wo von kleinen Reparaturheinis über Samsung, DJI und chinesische Marken wie Oppo einfach ALLES vertreten war. Nach ein paar anderen kleineren Besorgungen haben wir dann erstmal unser Kondo genau unter die Lupe genommen. Unten bei der Rezeption gab es sogar einen kleinen Supermarkt, beim Pool eine Bar, einen Yogaraum, ein Fitnessraum mit Hanteln und Geräten sowie einen nur mit Cardio Geräten. Alles natürlich mit geiler Aussicht.
Nachmittags haben wir uns dann nach Little India gegrabbt (grabben = Verb für „mit einem Grab fahren“, sprich Taxi) und dort ziemlich lecker gegessen.
Dann sind wir durch das Viertel spaziert Richtung Merdeka Square, dem Platz der Unabhängigkeit Malaysias. Auf dem Weg dahin konnten wir auch einiges an Street Art erspähen. Generell ist es aber auch interessant, längere Strecken in der Stadt zu Fuß zu laufen. Dafür ist Kuala Lumpur nämlich nicht immer ausgelegt. Nicht selten endet der Bürgersteig plötzlich, man muss irgendwie die Seite wechseln, eine Baustelle versperrt den Weg und selbst wenn es eine grüne Fußgängerampel gibt, sollte man sich nicht blind darauf verlassen.
Am Merdeka Square stellten wir dann schnell fest – irgendwas ist hier los: Eine riesige Bühne, Bildschirme, laute Gebetsgesänge, wie wir sie hauptsächlich in Istanbul in den Moscheen hören konnten. Viele Menschen hatten sich mit Decken auf der Rasenfläche niedergelassen. Es gab zahlreiche Essensstände und Verkäufer, die Tücher mit der gleichen Aufschrift verkauft haben. Selbst Google konnte uns irgendwie nicht helfen und so fragten wir zwei Zeitgenossen von der Rasenfläche. Es handelte sich um ein Fest zur Ehrung des Propheten Mohammed.
Dann haben wir noch eine Dattel geschenkt bekommen und das obligatorische Selfie vor dem Palast mit dem Merdeka 118 Tower im Hintergrund absolviert, bevor wir weiter Richtung Petronas Towers spaziert sind.
Hier gab es einen kleinen Markt, der wohl die Stadt Melakka als touristisches Ziel bewerben sollte, samt Feuershow und Heißluftballon. Ein paar Fotos vor den Zwillingstürmen durften natürlich nicht fehlen, bevor wir uns um 21 Uhr die Wasser/Lichter Show anschauten. Noch ein kleiner Snack im Foodcourt und dann ging es mit der Bahn zurück zur Unterkunft.
Der nächste Tag startete mit Ausschlafen und etwas Bewegung – JP Fitness, ich Yoga. Anschließend haben wir den Infinity Pool voll ausgekostet und uns dann entspannt auf den Weg zu einem Rooftop Café in der Nähe gemacht. Dieses lag offensichtlich in einer weiteren sehr interessanten Mall – Motto Japan. Schon vor dem Eingang zur Mall dröhnte plärrige Musik aus den Lautsprechern, die wohl die Sonderangebote des japanischen Supermarktes Don Don Donki bewarb. Erstmal quer durch die Mall geirrt bis JP herausfand, dass wir einen speziellen Fahrstuhl am Eingang nutzen müssen, um zum Rooftop zu kommen. Das Café war dann leider so voll, dass wir keine schattigen Plätze draußen mehr ergattern konnten. Trotzdem haben wir uns einen Kaffee geholt und drinnen etwas am Blog gebastelt. Wieder unten vor der Mail ist uns dann noch ein Stand mit Wagyu Rind ins Auge gesprungen, vor allem JP. Ich war erst geizig – 20 RM (ca. 4€) für einen 40gr. Fleischspieß?! Aber oh mein Gott, ist das Zeug gut. Unser Besuch an der japanischen Meile endete dann damit, dass uns noch das Maskottchen von Don Don Donki – ein riesiger, fetter, blauer Plüschpinguin in Lebensgröße vor die Nase lief, der kaum durch die Türen des Marktes passte. Für den Abend hatten wir uns eine Walking Tour gebucht und sind dann noch für einen kurzen Pitstop wieder zurück ins Kondo.
Für die Tour fanden wir uns bei den Petronas Towers wieder, wo uns der Guide Hakim begrüßte. Woher er kommt? Ursprünglich von Borneo, aktuell weiß er aber selbst wohl nicht so recht, wo er hingehört (eigene Aussagen) und lebt in einem Hostel mitten in Kuala Lumpur, weil dies wohl auch günstiger sei, als eine Wohnung zu mieten. 24 Jahre alt, viel auch in Europa gereist, sprachlich bewandert und von Anfang an super sympathisch. Auch der Rest der Truppe schien unterhaltsam – 2 jüngere Frauen aus Kanada, eine Schweizerin, ein Norweger und 2 Spanierinnen – auf jeden ein cooler Mix.
Hakim startete mit einigen Worten über die Liebe der Malaien zu hohen Bauwerken, Geld und Wirtschaft. Wir schlenderten über die Semporna Brücke, er zeigte uns, wo man gutes Streetfood essen kann, wie man mit der Bahn in KL voran kommt und war dabei einfach super lustig. Vorbei am River of Life, der nachts fancy blau beleuchtet wird, tagsüber aber so überhaupt nicht nach Leben aussieht (Kuala Lumpur bedeutet frei übersetzt „schlammige Flussmündung“..) ging es rein nach China Town, wo er uns eine Runde Durian zum Probieren ausgab. Dafür durften Plastikhandschuhe nicht fehlen – ich will nicht wissen wie lange der Geruch uns ansonsten noch begleitet hätte. Unser Fazit – stinkt wie sonst was, schmeckt aber deutlich besser als es riecht. Irgendwie wie eine überreife Mango mit leichter Zwiebel- oder Knoblauchnote. Kann man machen, muss man aber jetzt nicht öfter haben. Generell sind in Asien gelegentlich Verbotsschilder von Durian zu finden, z.B. in öffentlichen Verkehrsmitteln. Laut Hakim sei dies aber weniger wegen des Gestanks der Fall. Viel eher eignet sich die Durian tatsächlich exzellent als Waffe, denn die äußeren Stachel plus das Gewicht der Frucht können ziemlich gefährlich sein und sind der Grund, warum Menschen auch an den Früchten sterben, wenn sie unvermittelt vom Baum fallen.
Dann führte unser Guide uns an einen Essensstand in China Town, den er offensichtlich reserviert hatte, zumindest den einzigen großen Tisch den es dort gab. Shame on us – wir haben zum ersten und bisher einzigen Mal dann doch ein Bierchen gezischt in Gesellschaft der anderen Reisenden. Dazu gab es sehr gute Satay (Fleischspieße mit Erdnusssauce). JP und die Schweizerin entdeckten dann noch eher ungebetene Gäste an der Mülltonne – hier kämpften einige Ratten um die Reste. Aber auch das gehört zu Asien. Zumindest ging es uns auch nach dem Essen noch bombastisch. Wir dachten zunächst auch, dies sei der letzte Stopp der Tour, aber als wir Hakim das Trinkgeld geben wollte, meinte er: „Oh wollt ihr schon los? Wir gehen noch in eine geheime Bar!“ – naja wenn es sein muss.. 😉
Diese Bar hatte ihren Eingang dann gegenüber eines ziemlich beeindruckenden Tempels. Und die Bar war wirklich genial. Auch dort gab es reservierte Plätze – und zwar in einem Zelt mit Feldbett und Campingstühlen. Die Musik, die Stimmung, die Bar an sich, die Servicekräfte – das war ein mega Erlebnis. Am besten sind an solchen Abenden für uns die Gespräche mit den anderen Reisenden. In so kurzer Zeit erfährt man halbe Lebensgeschichten, nimmt wahnsinnig viel Inspiration für Länder und Orte mit und lernt auch über die jeweiligen Heimatländer immer Neues. Die Schweizerin schwärmte uns vom Iran vor, der Norweger war glücklich über die vergleichsweise niedrigen Preise für Alkohol, wir lernten etwas über das Bildungssystem Kanadas, erhielten eine beeindruckende Menge an Links für Restaurants etc. von Hakim und es stieß noch eine Brasilianerin zu uns, die mit detaillierten Informationen über Chiang Mai in Thailand aufwarten konnte.
Nachdem wir aus der ersten Bar dann raus gefegt wurden, ging es weiter in die nächste, wo wir dann aber nichts mehr tranken sondern nur noch etwas tanzten. Die anderen wollten dann noch in einen Club, aber wir haben wir uns ausgeklinkt. Das Budget schon ein wenig überstrapaziert, der Jetlag in den Knochen und das Wissen, dass wir den nächsten Tag noch anders nutzen wollten – all das bestärkte unsere Entscheidung. Auf jeden Fall ein mehr als gelungener Abend und immerhin war es auch schon 2 Uhr nachts.
Am nächsten Morgen ging es mit einem Grab zu den Batu Caves. Dabei handelt es sich um mehrere hinduistische Tempel in einer riesigen Kalksteinhöhle, zu denen ziemlich viele Treppen hinauf führen. Ich hatte zuvor gelesen, dass Frauen Schultern sowie Knie bedecken sollten und daher meinen Coverall aus Istanbul dabei. Als ich diesen vor dem Aufstieg anziehen wollte, kam eine der „Ordnerinnen“ vor dem Tempel zu mir und meinte, der Sarong um die Knie würde vollkommen ausreichen und band ihn mir dann eigenhändig noch vernünftig um die Hüfte. Mit etwas eingeschränkter Beinfreiheit ging es dann die Treppen hoch. Neben keuchenden Menschenmassen kann man hier auch sehr gut einige Affen beobachten, wie sie auf Essen warten, bzw. sich auch gerne selbst bedienen. Die Höhlen sind auf jeden Fall sehr beeindruckend und auch der Blick oberhalb der Treppen auf die Stadt ist nicht zu verachten. Luftfeuchtigkeit natürlich gefühlt 100%. Nach dem Abstieg ging es mit einem Grab zurück in die Stadt zu Tony’s Nudel Café. Das wäre bestimmt ein großartiges Food-Erlebnis gewesen, wenn wir nicht blindlings die Nudelsuppe statt der „trockenen“ Nudeln bestellt hätten. Alles soweit nämlich geil, nur dass die Suppe auf einer sehr fischigen Basis zubereitet wurde, was uns dann leider weniger gut geschmeckt hat. Der Inhaber entschuldigte sich dann sogar noch für unsere Blödheit, da wir nicht aufgegessen hatten. Insgesamt haben wir die Malaien bisher durchweg als sehr freundlich und zuvorkommen wahrgenommen.
Am Abend waren wir dann noch in einem indischen Restaurant essen. Eigentlich hatten wir es hier auf die Banana Leaves abgesehen, die waren allerdings aus. Daher gab es Madras Curry mit Huhn und Naan. War mega lecker, allerdings schien uns das Essen rückblickend nicht ganz so gut bekommen zu sein, vielleicht doch ein Tick zu scharf, aber alles nicht dramatisch. Dann haben wir noch einige Besorgungen für die Busfahrt am nächsten Tag gemacht. Es ging dann nämlich auf die Insel Pangkor und für die insgesamt ca. 6 Stunden Transfer brauchten wir ein paar Snacks. Zudem sollte Kartenzahlung auf der Insel nicht weit verbreitet sein, daher haben wir unsere Bargeldbestände aufgestockt. Auf der Snack Jagd im Supermarkt haben wir dann tatsächlich auch ein Produkt aus der Heimat entdeckt – Bonbons von Cavendish & Harvey, Produzent aus Kaltenkirchen… Moin Globalisierung.
Am 18. Juli verabschiedeten wir uns dann vorerst von Kuala Lumpur. Mehr zu unserem Aufenthalt auf Pangkor dann im nächsten Beitrag!