Cat Ba – Wiedersehen & Kreuzfahrt

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Unser nächstes Ziel in Vietnam war Cat Ba, eine Insel im Nordosten des Landes. Von hier aus konnte man die berühmte Ha Long Bay ansteuern, was wir auch vorhatten. Bereits einige Wochen zuvor hatten wir eine Art Mini-Kreuzfahrt gebucht für eine Nacht, inklusive Kayak fahren etc. Um nach Cat Ba zu kommen, wurden wir also in Hanoi an unserem Hotel abgeholt. Der Herr kam erst einmal zu Fuß und wirkte gestresst, wir sollten ihm schnell folgen. Nach einigen hundert Metern kamen zwei Mopedfahrer, bei denen wir samt Gepäck aufspringen sollten. Einen Helm gab es in diesem Moment für uns natürlich nicht. Nach ein paar Minuten im Hanoier Verkehr erreichten wir den Reisebus, der uns bis zur Fähre brachte. Die Fahrt war super angenehm, klimatisiert, große Sitze und es gab sogar eine angekündigte Pause nach einer Stunde mit sauberen Toiletten.

Wir wurden dann am Fähranleger abgesetzt, bekamen Bänder um den Hals, damit die Reiseveranstalter hier den Überblick behalten. Dann wurden wir auf eine Fähre verfrachtet. Hier trafen wir dann tatsächlich schon Elli. Elli hatte ich in meiner Ausbildung zur Yogalehrerin auf Bali kennengelernt und wir hatten uns versprochen, dass wir uns definitiv in Vietnam wiedersehen würden. Bisher hatten wir uns in den Destinationen um ein paar Tage verpasst, aber sie entschied sich dann, nach Cat Ba zu kommen und nicht weiter in den Süden zu reisen, da dort ohnehin im Moment Überschwemmungen waren. Die Fahrt mit der Fähre dauerte keine Viertelstunde, aber dann ging es in den nächsten Bus, der uns nochmal quer über die Insel zu unserer Unterkunft bringen würde. Wir checkten ein und verabredeten uns dann mit Elli zum Essen. Wir fanden ein entspanntes Hostel mit Restaurant und er Nähe, wo es gute Burger und günstiges Bier gab. Ein anderer Deutscher gesellte sich noch zu uns und wir unterhielten uns stundenlang. Das Wiedersehen war mega schön.

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Am nächsten Tag mieteten wir uns Roller und erkundeten gemeinsam die Insel. Es ging zur Hospital Cave. Diese Höhle diente im Vietnamkrieg als Versteck und als Krankenhaus. Die Ausmaße waren ebenso beeindruckend wie bedrückend. 

Der nächste Stop war eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt auf der Insel. Nicht sehr anspruchsvoll, in der Hitze aber doch anstrengend und gegen Ende des Aufstiegs rammte ich dann noch mit meinem Knie einen Felsen. Spoiler – der Felsen hat gewonnen. Oben angekommen lohnte sich das Ganze aber definitiv. 

Auf dem Rückweg hielten wir für einige Fotostops, als die Sonne langsam unterging und gönnten uns noch einen Kaffee zurück in Cat Ba „Downtown“. Dann wollten JP und ich unsere ausstehende Zahlung beim Reiseveranstalter für unsere Mini-Kreuzfahrt begleichen und wir wollten nachfragen, ob zufällig noch ein Bett für Elli an Board frei wäre. Die Damen verneinten dies erst, aber wir hatten schon fast damit gerechnet. Dann flüsterten sie noch ein wenig und diskutierten, bis sie uns schließlich fragten, ob wir Freunde wären. Wir bejahten und dann meinten sie, dass Elli mitkommen könnte, sofern wir uns eine Kabine mit zwei Doppelbetten teilen würden. Das nahmen wir natürlich direkt an, da wir drei uns gut verstanden und es sich ja ohnehin nur um eine Nacht handelte. Mega happy, dass wir noch ein paar weitere Tage gemeinsam verbringen würden, suchten wir uns einen Spot zum Abendessen und stießen auf die gemeinsame Kreuzfahrt an. 

Den nächsten Tag verbrachten wir entspannt an einem Strand bei Cat Ba. Wir konnte uns Liegen mieten, baden und es gab sogar Duschen an der Strandbar. JP ging es leider an diesen Tagen nicht ganz so gut, daher kam er etwas später dazu. Wir hofften, dass er zumindest für die Kreuzfahrt dann fit werden würde. Am Abend fanden wir eine schöne Dachterrasse um hier den Sonnenuntergang zu genießen. 

Am nächsten Tag hieß es dann auch schon – ab aufs Boot. Wir sollten am frühen Vormittag am Büro des Veranstalters auftauchen und wurden dann kurze Zeit später in einen Minibus gesetzt. Wir waren um die 20 Leute, bis auf Elli alle ausnahmslos deutschsprachig, was sich bei der Ansprache von unserem Tourguide Tony heraus stellte. Das tat uns fast etwas leid, dass wir sie anscheinend auf eine Alman-Tour verfrachtet hatten, aber schlussendlich war es einfach ziemlich witzig. Außerdem waren bis auf einen weiteren Deutschen nur Paare an Board. Wir stiegen am Hafen zunächst auf ein kleineres Boot und bekamen auf dem Deck Informationen zur Tour und zum Kayak fahren. Die Aussicht vom Boot war bereits jetzt wunderschön, wir schipperten vor uns hin und genossen dann unser Mittagessen. 

Anschließend ging es mit dem Kayak für ca. zwei Stunden durch die Buchten. Teilweise mussten wir durch Höhlen paddeln, um in die nächste Bucht zu gelangen. Wir hatten noch ein paar Bier an Board gepackt und ich sprang dann auch noch ins Wasser. Zurück aufs Kayak sah dann nicht wahnsinnig elegant aus, aber wir sind zumindest nicht gekentert. Dann wechselten wir das Boot und checkten in unsere Kabinen ein. Dadurch, dass wir zu dritt waren, bekamen wir eine der beiden großen Kabinen auf dem oberen Deck mit Aussicht. Es hatte sich also doppelt gelohnt. Wir beobachteten den Sonnenuntergang und dann gab es auch schon Abendessen.

Unser Guide Tony, ein ziemlich lustiger Vogel, erzählte uns noch einiges über Vietnam, seine Geschichte und die Menschen.

Der Norden und Süden von Vietnam seien immer noch sehr gespalten. Der ehemalige Süden sei sehr westlich orientiert, da die damals vorherrschende Marktwirtschaft ihnen Wohlstand beschert hat. Daher rührt immer noch eine ablehnende Haltung gegenüber dem Kommunismus, der heutzutage im gesamten Vietnam herrscht und der zu Enteignungen im Süden führte. Vietnam hat damals zwanghaft versucht, die Menschen aus Nord und Süd zu „mischen“, um diese Vorbehalte der Menschen aus dem Süden zu brechen. Familien wurden umgesiedelt, was häufig zu schlimmer Armut führte, da natürlich die gesamte Existenz neu aufgebaut werden musste und die Menschen aus dem Norden im Süden nicht willkommen waren.

Auch seien die Menschen im Norden Vietnams sehr abergläubisch, was vor einigen Jahren Tonys erste Ehe verhindert hat. Die Horoskope passten nämlich nicht zusammen, daher wurde die Hochzeit seitens der Brauteltern verhindert. Auch sorgte Tonys Verhalten auf einem der ersten Boote, auf denen er anheuerte für Aufsehen. Die Crew saß beim Essen und es gab Fisch. Tony drehte den Fisch um, damit er die andere Seite essen konnte und der Kapitän bekam Schnappatmung. Wenn man Fische umdreht, bedeutet dies im Aberglauben, das sich auch das Boot umdrehen, also sinken wird. 

Eine weitere Folge des Kommunismus ist eigentlich immer auch Korruption, wie wir sie schon in so vielen anderen Ländern Südostasiens erleben konnten. Insbesondere eben Angestellte des Staates, Polizisten, Doktoren & Co. sind hier betroffen. Sie war auch der Grund, warum wir überhaupt in Cat Ba ablegen und trotzdem durch die die Ha Long Bay segeln durften. Wir haben UTM an Board – under table money. Der Reiseveranstalter schmiert die Hafenaufsicht, recht simpel. 

Das führt auch dazu, dass man sich in Vietnam in Beamtenjobs einkaufen muss, da eine Anstellung oftmals gleichbedeutend ist mit einer Maschine zum Geld drucken dank Bestechungsgeldern. Wir schnackten noch lange an dem Abend, gönnten uns ein paar Bier und ich seit ewiger Zeit auch mal wieder ein Glas Wein, bevor wir glücklich in unsere Kabine gingen. 

Am nächsten Tag war das Wetter leider nicht ganz so berauschend, aber immer noch ausreichend, um auf das Kayak zu gehen und wieder ca. zwei Stunden durch andere Buchten zu paddeln. Dann hatten wir noch etwas Freizeit, um vom Boot aus zu kleinen Stränden zu schwimmen. Anschließend gab es Mittagessen und wir kamen wieder im Hafen an, wurden zum Büro gebracht und dann hieß es Abschied nehmen von Elli. Sie fuhr zurück nach Hanoi. Wir zwar auch, allerdings in einem anderen Bus und nur als Zwischenstop auf unserem Weg weiter in den Norden des Landes, nach Ha Giang. Was uns dort erwartete, dazu dann mehr im nächsten Beitrag.