Moin Mirissa! Wir verbrachten zwei weitere Nächte an der Südküste Sri Lankas, weil noch ein ganz besonderes Highlight anstand: Eine Walbeobachtungstour! Am Nachmittag zuvor wurden wir erst einmal von einem riesigen Hund in unserer Unterkunft begrüßt und gönnten uns den ersten Kaffee seit einer Woche. Im Ayurveda Retreat gab es nämlich überhaupt keinen. Unsere Ruhe im Café wurde je von einer wilden Affenbande gestört, die ein Chaos auf unserem Tisch veranstaltete und alles mitgehen ließ, was nicht niet- und nagelfest war. Am Abend ging es für den Sonnenuntergang nochmal zum Coconut Tree Hill und anschließend früh ins Bett.
Am Morgen wurden bereits um 5 Uhr von einem Tuk Tuk eingesammelt und zunächst zum Büro des Veranstalters gebracht. Dort bekamen wir noch einige Informationen und Tabletten gegen Seekrankheit und dann ging es zu Fuß weiter zum Hafen. Das Boot war recht groß, daher war ich guter Dinge, dass ich mit dem Wellengang gut zurecht kommen würde. Wir setzten uns auf das obere Deck und bekamen Kaffee und frisches Obst zur Begrüßung, während wir langsam den Hafen verließen.
Aus der Vorfreude wurde allmählich eine Vorahnung. Das Gefühl im Bauch war keine freudige Aufregung mehr, sondern ein beginnendes Unwohlsein. Daher wechselte ich zunächst auf das untere Deck, um meiner Seekrankheit Einheit zu gebieten. Mit mir saßen dort noch ca. zehn andere Passagiere und die Kotztüten wurden bereits verteilt. Wir waren mitten auf dem indischen Ozean, keine Bucht, nur das offene Meer und die Wellen waren ziemlich heftig. Nach einer Stunde hatte ich den Kampf verloren. Immerhin war das Personal sehr umsichtig, verteilte Wasser, Tüten und sah nach uns.
Die erste Sichtung des Tages war dann eine riesige Schule von Delfinen, die über eine halbe Stunde um unser Boot schwamm. JP hatte vom Oberdeck quasi einen 360 Grad Blick auf das Spektakel, ich sah von unten aber auch eine beträchtliche Anzahl, sofern ich gerade nicht mit meiner Tüte beschäftigt war.
Einige Stunden später kam es dann tatsächlich zu mehreren Sichtungen. Zunächst zeigte sich ein Wal, dessen Namen ich leider vergessen habe. Später sahen wir dann auch noch einen Buckelwale mehrere Male neben dem Boot auftauchen. Die Crew brüllte dann immer über das Boot, auf welcher Seite es etwas zu sehen gibt und wir Kotzis wurden teilweise mit Unterstützung an die Reling gebracht, damit wir auch etwas sehen konnten.
Als wir uns quasi auf dem Rückweg zum Hafen befanden, wurde die Fahrt deutlich ruhiger und ich konnte ein ausgiebiges Nickerchen machen. Eine Kokosnuss später und am Hafen angekommen war ich schon fast wieder fit und hatte einen Mordshunger. Wir aßen Rice & Curry in einem veganen Restaurant und entspannten den Nachmittag am Strand. Fazit: Ich bin froh, die Wale gesehen zu haben, würde es aber definitiv nicht noch einmal machen. Am Abend gab es noch mein verspätetes Geburtstagsdinner bei einem exzellenten Italiener am Strand, bevor es am nächsten Tag für uns weiter ging.
Wir wollten noch mehr von der Tierwelt Sri Lankas erleben und machten uns auf den Weg nach Tissamaharama. Hinter diesem Wortungetüm versteckt sich der Ort, der für Safaris in den Yala Nationalpark bekannt ist. Um dort hinzugelangen, hatten wir nur zwei Möglichkeiten: Privattransfer (in diesem Fall deutlich zu teuer) oder die öffentlichen Busse. Das Schienennetz endete nämlich im Südosten einfach abrupt, wodurch die Bahn keine Option war. Wir hatten eine Verbindung recherchiert, für die wir zunächst in die Stadt Matara mussten und hatten Glück – der Sohn unseres Gastgebers musste an diesem Morgen ebenfalls dorthin und nahm uns in seinem Minivan mit. Der Teil der Reise war also schon mal sehr entspannt. Er setzt uns gegenüber vom Busbahnhof vor einer Bank ab und meinte, an dieser Stelle würde der Expressbus nach „Tissa“ fahren. Er redete noch kurz mit dem Sicherheitsmann der Bank, der uns ab diesem Zeitpunkt irgendwie ein wenig unter seine Fittiche nahm und uns vor den zahlreichen aufdringlichen Tuk Tuk Fahrern „beschützte“, die uns wie so oft erklären wollten, dass unser gewünschter Bus erst in sehr vielen Stunden abfahren wird und wir doch lieber einen privaten Transfer mit ihm höchstselbst oder einem seiner Cousins buchen sollten. Die Masche kannten wir mittlerweile und vertrauten unserer Recherche und unserem neuen Freund, dem Sicherheitsmann.
Der Bus, genauer die Nummer 31, kam dann auch. Bus fahren in Sri Lanka funktioniert folgendermaßen: Der Bus kommt – Winken und Schreien. Der Bus hat angehalten? Top, schnell einsteigen, festhalten – der Bus wird sofort weiter fahren. Die Türen bleiben offen und bei voller Fahrt kann man sich auf die Suche nach einem Platz begeben. Eine Klimaanlage gibt es natürlich nicht, die Fenster sind offen und nach zwei Stunden Fahrt kann man sich den Dreck der Straße von der Haut kratzen. Irgendwann kommt der Typ für die Tickets und man zahlt einen lächerlich geringen Preis. Es dröhnt laute indische Musik und man muss aufpassen, sich nicht an irgendwelchen Kanten oder Schrauben zu verletzen. Auch im Sitzen sollte man sich gut festhalten, denn Expressbus in Sri Lanka bedeutet nicht, dass man auf dem Highway fährt oder weniger Stops angefahren werden. Es bedeutet, dass der Fahrer direkt aus der Hölle kommt und man sich fühlt wie im fahrenden Ritter aus Harry Potter. WIE hat DAS bitte gepasst und warum haben wir uns nicht gerade überschlagen? Plötzliches Bremsen, Ausweichen, permanentes Hupen, ständige Stoßgebete – komischerweise gewöhnten wir uns schnell daran und freuten uns über den günstigen Transfer.
In Tissa angekommen wurden wir von unserem Gastgeber an der Bushaltestelle abgeholt und zur Unterkunft gebracht. Die war, wie meistens in Sri Lanka, halt in Ordnung, nicht mehr, nicht weniger. Der Herr war aber super freundlich und wir bekamen eine Kokosnuss zur Begrüßung. Wir machten uns auf den Weg, Essen zu suchen und fanden nur ein enttäuschendes Rice & Curry in einem Restaurant in der Nähe. Zudem stellten wir fest, dass der Ort wirklich eine ganz merkwürdige Atmosphäre hatte und abgesehen davon, dass er als Ausgangspunkt für die Safaris dient, wohl leider wenig zu bieten hat. Wir spazierten zwar an wunderschönen Reisfeldern vorbei und schauten uns abends noch das Spektakel an, bei dem tausende Flughunde ihre Bäume verlassen, das war es dann aber auch.
Am nächsten „Tag“ ging es mitten in der Nacht los auf die Safari. Wir hatten uns für den Yala Nationalpark entschieden, da hier die größte Chance darauf bestand, einen Leoparden zu sehen. Ansonsten werden eher andere Nationalparks empfohlen, z.B. der Udawalawe für Elefanten. Wir sahen unseren ersten Elefanten dann aber tatsächlich sogar schon auf den Weg in den Nationalpark – ein riesiges Exemplar, das einfach am Straßenrand chillte und ein paar Blätter mampfte. Die Jeeps leisteten sich ein regelrechtes Rennen um die ersten Plätze vor dem Tor des Nationalparks und auch hinter den Toren wurde der Fahrstill dann nicht unbedingt entspannter. Gab es eine Tiersichtung, rasten sämtliche Jeeps in die gleiche Richtung und nahmen nicht sonderlich viel Rücksicht. Wir sahen Elefanten mit ihren Jungtieren, Warane, Wildschweine, Wasserbüffel, ein Krokodil und zahlreiche weitere Tiere – nur leider keinen Leoparden.
Am folgenden Tag ging es Richtung Landesinnere, genauer nach Ella. Hier erwarteten uns endlich angenehmere Temperaturen unterhalb der 30 Grad Marke und eine wunderschöne grüne Landschaft. Wir hatten eine Unterkunft an einem Hügel, die Aussicht war bombastisch, der Weg nach oben jedes Mal ziemlich anstrengend. Hier merkten wir, dass wir uns die letzten Wochen aufgrund der hohen Temperaturen wenig zu Fuß fortbewegt hatten. Wir besuchten gemeinsam eine Yogastunde in einer Shala über einer Chiliplantage, machten einige Wanderungen zu Aussichtspunkten und besichtigten natürlich die berühmte Eisenbahnbrücke.
An einem Abend besuchten wir einen Kochkurs in der Nähe unserer Unterkunft, der uns richtig gut gefiel. Am Ende durften wir natürlich alles essen, also ein doppeltes Highlight. Wir ließen uns auch die Zipline nicht entgehen und fuhren natürlich mit dem Zug einmal über die berühmte Eisenbahnbrücke. Insgesamt hat uns Ella sehr gut gefallen, wir haben die Abkühlung genossen und fanden, dass der Ort leichte Bali Vibes hatte.
Wir entschieden uns aufgrund der elendig langen Zugfahrten dagegen, weiter das Landesinnere von Sri Lanka zu bereisen und verbrachten unsere letzten drei Tage wieder an der Südküste, dieses Mal in Hiriketiya. Der Ort sollte sich zum Surfen besonders gut eignen und das wollten wir am Ende auf eigene Faust nochmal üben. Wir standen tatsächlich unsere ersten Wellen ganz alleine. Ich aus Versehen eine viel zu große und etwas später erfuhren wir von anderen Surfern, dass diese Ecke der Bucht eher für Erfahrene ist, da sich in der Nähe der Felsen auch Seeigel befinden und man schon eine solide Kontrolle benötigt.
Wir entdeckten außerdem ein richtig gutes Café in dem Örtchen, wo wir es uns jeden Tag gut gehen ließen und hörten viel Live Musik in den zahlreichen Restaurants und Bars. Außerdem gab es in Hiriketiya sehr viele Tierbabys, die man an jeder Straßenecke streicheln konnte, was auch ein sehr beliebter Zeitvertreib von uns wurde. Die Hitze war allerdings so extrem, dass wir ansonsten keine großartigen Trips mehr unternahmen.
An unserem letzten Tag in Sri Lanka machten wir uns mit dem Bus wieder auf den Weg nach Colombo. Wir hatten in der Nähe des Flughafens noch für einige Stunden ein Hotel gemietet, um in Ruhe zu duschen und uns für den etwas längeren Trip vorzubereiten. Unser Flug sollte gegen Mitternacht gehen, doch kaum am Flughafen angekommen, stand die erste Verspätung angeschrieben, 40 Minuten. Na gut, nervig, aber eigentlich kaum der Rede wert. Einige Zeit später korrigierte sich das Ganze dann auf 4 Uhr in der Nacht. Wir hatten absolut keine Lust, diese Stunden am Flughafen zu verbringen und da unser Hotel nur zehn Minuten mit dem Tuk Tuk entfernt war, machten wir uns auf den Rückweg, schliefen noch knappe zwei Stunden, bevor dann endlich unser Flieger nach Thailand ging. Nach einem Zwischenstopp in Kuala Lumpur erreichten wir mittags das gelobte Land. Was wir auf Phuket und Koh Lanta so trieben – dazu mehr im nächsten Beitrag.