Pakse Loop – Auf Mopeds durch Südlaos

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Moin Pakse – nach einer sehr beengten und verschwitzten Fahrt im Minivan kamen wir nach ca. 2,5h Transfer an. Wir wurden einfach irgendwo mitten an der Straße rausgeworfen, mussten von dort aber glücklicherweise nur gute zehn Minuten zu unserer Unterkunft laufen. Die war zweckmäßig, aber sauber, das Bett etwas hart. Wir luden unsere Rucksäcke ab und gingen zum späten Mittagessen in ein indisches Restaurant in der Nähe. Was man in Pakse überhaupt macht? Man verlässt die Stadt schnell wieder, und zwar auf einem Motorrad. Reisenden in Südostasien ist der Pakse-Loop durchaus ein Begriff. Daher lautete unsere Mission nun: Passende Motorräder finden. 

Beinfreiheit - Fehlanzeige
Beinfreiheit – Fehlanzeige
Im Van nach Pakse
Im Van nach Pakse
Anhängliche Kinder in Laos ;)
Anhängliche Kinder in Laos 😉

Bei Miss Noy wurden wir schnell fündig und sollten um 18 Uhr zum Briefing wiederkommen. Die Besitzer hatten es sich nämlich abgewöhnt, zwanzig Mal am Tag den gleichen Vortrag zu halten. Daher fanden wir uns also am frühen Abend mit ca. 20 anderen Reisenden vor dem Verleih wieder, jeder bekam eine Karte der Motorradstrecke und der Besitzer erklärte uns mögliche Stops, Unterkünfte, Highlights und Routenvorschläge. Auch der Sicherheitsaspekt kam nicht zu kurz. Wir sollten unser Bike auf keinen Fall irgendwo parken, wo wir keine Gebühr dafür zahlen würden, ausgenommen Restaurants und Cafés mit eigenen Parkplätzen. Es wird nämlich gern geklaut auf dieser Route. Einen bestimmten Wasserfall sollten wir komplett meiden, hier wurde sogar jemand mit einem Messer bedroht, bevor ihm das Bike abgenommen wurde. 

Der nächste Punkt auf der Tagesordnung waren Probefahrten. Wenn wir bisher ein Moped gemietet hatten, war es immer eines mit automatischer Gangschaltung. Man musste also nur Gas geben und bremsen, aber am besten nicht gleichzeitig… Für den Loop wurden aber wärmstens halbautomatische Maschinen empfohlen, um die Steigungen besser nehmen zu können. Dazu waren diese auch nur halb so teuer wie die automatische Variante. JP und ich wollten nicht die gesamte Strecke gequetscht auf einem Motorrad verbringen, daher musste ich dieses Mal auch ran. Also Fahrstunde im Feierabendverkehr in Pakse. Gänge schalten mit dem Fuß, Gas und Bremse nach wie vor am Lenkrad. Die erste Runde um Block, war ich mir sicher, dass ich das nicht überlebe. Die zweite hab ich dann auch mal die Gangschaltung gefunden, die dritte hat dann schon ein wenig Spaß gebracht. Für JP war es von Anfang an kein Problem. Wir aßen anschließend noch im angrenzenden Restaurant eine Nudelsuppe, mussten mit der dreijährigen Tochter vom Besitzer um unser Wechselgeld kämpfen und machten uns dann auf den Weg in unsere Unterkunft. 

Tempel in Pakse
Tempel in Pakse
Die Karte vom Loop
Die Karte vom Loop

Am nächsten Morgen aßen wir in einer französischen Bäckerei ein enorm leckeres Baguette mit Schinken bzw. Nutella und machten uns dann auf den Weg, unsere Bikes abzuholen. Wir hatten etwas umgepackt, denn wir wollten nicht die beiden 40-Liter Rucksäcke mitnehmen für zwei bis drei Nächte, sondern nur unseren Tagesrucksack und einen Beutel mit Regenjacken & Co. Die großen Rucksäcke konnten wir beim Verleih einlagern und gegen 9 Uhr waren wir dann auf dem Weg aus Pakse raus. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase und als auch der Verkehr außerhalb der Stadt deutlich abnahm, machte das Fahren wahnsinnigen Spaß und das uns bekannte Freiheitsgefühl bei der Fortbewegung auf einem Motorrad stellte sich bei uns ein.

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Der erste Stop neben kurzen Snack- und Trinkpausen war Mr. Viengs Coffee Homestay. Hier bestellten wir erstmal – Überraschung – einen Kaffee. Der war wirklich sehr gut, handgeröstet und gefiltert, mit Bohnen aus dem eigenen Anbau. Dann wurden wir mit ca. 15 anderen Reisenden über das Gelände geführt. Wir bekamen exemplarisch den manuellen Herstellungsprozess vom Kaffee gezeigt und schauten uns die unterschiedlichen Kaffeebäume an. Arabica Bohnen wachsen beispielsweise erst ab einer bestimmten Höhenlage und sind am schwierigsten zu bewirtschaften, dabei aber die beliebteste Sorte mit dem geringsten Koffeingehalt. Dann demonstrierte der Herr uns, dass man Ameisen durchaus essen kann und führte uns weiter über die Farm. Hühner, Schweine, Kühe und noch mehr Hühner mit ihren Küken waren dort anzutreffen. Wir aßen noch ein spätes Mittag bei Mr Vieng, bevor wir uns in Richtung unserer ersten Unterkunft aufmachten.

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Junge Kaffeepflanzen
Junge Kaffeepflanzen
Röstung
Röstung
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Kaffeebohnen werden von ihrer Hülle befreit
Kaffeebohnen werden von ihrer Hülle befreit
Lecker Ameisen
Lecker Ameisen
Ferkeleien
Ferkeleien
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Im Palamei Guesthouse wurden wir zu unserem Zimmer gebracht. Es lag sehr schön direkt am Reisfeld mit einer Terrasse, eigenes Badezimmer und recht bequemes Bett. Später am Abend stellte sich heraus, dass es wahnsinnig hellhörig war, aber Ohropax regelten einigermaßen. JP war an diesem Tag nicht so ganz fit und daher unternahmen wir nichts weiter nach unserer Ankunft, es fing ohnehin an zu schütten und wurde fast dunkel. Abendessen nahmen wir dann im Guesthouse zu uns, was eher mittelmäßig war. Eigentlich hatten wir das Palamei ausgewählt, weil hier meistens ein Kochabend mit allen Gästen veranstaltet wird. Leider fiel dieser bei unserem Aufenthalt aus, da zu wenige Gäste anwesend waren. Es ging also ziemlich früh ins Bett für uns und Jani schien den Schlaf auch dringend zu gebrauchen.

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Am nächsten Morgen gab es einen wahnsinnig riesigen Bananenpfannkuchen bei Mama Paps, einem Restaurant auf der anderen Straßenseite, mit einem Kaffee, der einem erstmal alles umkrempelte. Dann schwangen wir uns recht fix auf die Motorräder, da wir pünktlich um 9:30 Uhr bei einer Führung durch ein traditionelles laotisches Dorf einige Kilometer weiter sein wollten. In der Gruppe von Reisenden war auch ein Paar aus Frankreich, das wir bereits am Vortag bei Mr. Vieng kennengelernt hatten. 

Bei dieser Tour gab es einige Regeln zu beachten. Knie und Schultern mussten bedeckt werden, man sollte nicht mit dem Finger auf (insbesondere ältere) Personen zeigen und unter keinen Umständen am ein Haus klopfen. Das Klopfen würde nämlich die guten Geister des Hauses vertreiben und man würde der entsprechenden Familie einen neuen Büffelkopf schulden. So einer hing nämlich hier in jedem Haus. Die ethnisches Gruppe dieses Dorfes verfolgte nämlich einen animalistischen Glauben. In den einfach Holzhütten auf Stelzen wohnten jeweils zwischen 20 und 30 Personen, geheiratet wird nur innerhalb des Dorfes. In dieser Region Laos‘ kommt nämlich jedes Dorf einer eigenen ethnischen Minderheit gleich. Bei einer Hochzeit muss die Familie der Braut mit einer bestimmten Anzahl an Wasserbüffeln bezahlt werden. Wobei heutzutage auch schon mal Motorräder oder Fernseher angenommen werden. 

Wir entdeckten während der Führung noch eine Art Baldachin auf einem Feld Hierzu erklärte unser Guide, dass Frauen hier nicht in ihren Häusern gebären durften, da dies als unrein gilt. Die Geburt findet draußen statt und bevor das Baby in das Haus darf, muss erst ein Ritual durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass es nicht „böse“ ist. Aber auch hier hält ganz langsam die Moderne Einzug – einige jüngere Frauen gehen zur Geburt mittlerweile in das nächstgelegene Krankenhaus. 

Weiterhin wurden uns bei der Tour über das Gelände diverse Kräuter- und Heilpflanzen erläutert. Eine davon wird als Tabakersatz auch geraucht, was einer aus unserer Gruppe direkt ausprobieren durfte. Wir erfuhren auch noch, dass insbesondere die älteren Menschen in diesem Dorf keine Schulbildung in unserem Sinne erfahrne hatten. Sie sind teilweise noch der festen Überzeugung, dass die Erde eine Scheibe ist – die Rundung müsste man sonst ja erkennen können. Wir Touristen aus der westlichen Welt sind deshalb weiß, da wir nicht arbeiten (auf den Feldern). Wir verdienen kein Geld, wir geben es nur aus. 

Banana Pancake
Banana Pancake
Tabakartige Pflanze
Tabakartige Pflanze
Mal wieder Kaffee rösten
Mal wieder Kaffee rösten

Nach der Führung bestellten wir uns eine Art Kürbiseintopf zum Mittag, bevor wir uns mit dem französischen Paar auf den Weg machten. Wir fuhren noch eine kleine Extrarunde, bei der es eine besonders schöne Aussicht geben sollte. Die Landschaft war tatsächlich recht schön, nur gab es hier eine ziemlich fiese Steigung und es fing an, in Strömen zu regnen. Die beiden Franzosen rutschten auf dem Weg nach oben weg und stürzten. Glücklicherweise ist ihnen nichts weiter passiert. Jetzt wussten sie zumindest, dass man manchmal doch in den ersten Gang runter schalten musste. 

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Einige Zeit später erreichten wir dann unsere Unterkunft für die Nacht: Die Shared Happy Farm. Die Franzosen entschieden sich für den Schlafsaal, in dem sie dann doch alleine schliefen, da niemand mehr dazu kam für diesen Abend. Wir entschieden uns für eine Holzhütte, die aus nichts weiter bestand als Matratzen auf dem Boden, einem Tisch und ein paar Haken in den Wänden. Das Abendessen war ziemlich lecker. Komplett vegetarisch und ausschließlich mit Zutaten von der Farm. Wir hatten einen schönen Abend mit interessanten Gesprächen und der Hundewelpe sowie die Babykatzen sorgten noch für den Niedlichkeitsfaktor. Da wir mittlerweile einige Höhenmeter hinter uns gebracht hatten, wurde es regelrecht kalt in der Nacht und zum ersten Mal seit Beginn der Reise hatten wir auch kein angrenzendes Badezimmer sondern mussten über den Hof laufen. Irgendwie war es aber auch ganz gemütlich, sich mal wieder richtig einzukuscheln, für dicke Decken war auf jeden Fall gesorgt.

Baby Kitten
Baby Kitten
Abendessen auf der Happy Farm
Abendessen auf der Happy Farm
Unser Schlafgemach
Unser Schlafgemach

Das Frühstück am nächsten Morgen perfektionierte die Erfahrung – es war einfach grandios. Es gab auf den Punkt reife Avocados, Passionsfrüchte, Brot, Rührei aus Enteneiern, karamellisierte Möhren und noch einiges anderes Gemüse sowie hausgemachte Passionsfruchtmarmelade. Dann verabschiedeten wir uns schweren Herzens von den Babytieren und bekamen noch Avocados und Passionsfrüchte geschenkt. 

Bombastisches Frühstück
Bombastisches Frühstück
Lord of the Kittens
Lord of the Kittens

Anschließend ging es in ein Café, das uns beim Motorradverleih empfohlen wurde und dann weiter zu einem Wasserfall. Hier war es recht idyllisch, Kühe grasten oberhalb und der Abstieg nach unten zum Wasserfall war auch recht entspannt. Dann wollten wir den nächsten Wasserfall ansteuern, wo wir unsere Motorräder bei einem Restaurant abstellten, das einem Deutschen und seiner laotischen Frau gehörte. Hier gönnten wir uns erstmal ein Mittagessen und kamen mit einem anderen deutschen Paar ins Gespräch. 

Dann ging es zum Wasserfall, der nur durch ein verlassenes Resort zugänglich war. Hier sah es ziemlich gespenstisch aus und der Deutsche hatte uns zuvor erzählt, dass der Besitzer zum Beginn der Corona Pandemie fluchtartig das Land verlassen hatte, um sich nicht mit den Problemen und Schulden rumschlagen zu müssen. Der Abstieg war sehr spannend, da die Stufen komplett zugewuchert waren und das Geländer an vielen Stellen schon fehlte. Es lohnte sich aber und wir waren zudem komplett alleine dort.

Zurück am Restaurant waren die anderen beiden Deutschen, Jana und Fabian, auch immer noch dort und wir unterhielten uns noch eine Zeit lang, bis wir feststellten, dass es höchste Zeit war, in Richtung Pakse aufzubrechen, da es bald dunkel werden würde. Wir verabredeten uns noch zum Abendessen für später und dann düsten wir los, gaben unsere Motorräder bei Miss Noy zurück und suchten uns eine Unterkunft für die Nacht. Mit Jana und Fabian ging es dann in ein koreanisches Restaurant, wo uns die Besitzer irgendwann gegen 22 Uhr raus warfen, da wir schon die allerletzten waren. Wir hatten richtig schöne Gespräche und das Essen war auch lecker. Leider steuerten die beiden genau in die Richtung, aus der wir gerade kamen. Am nächsten Morgen trafen wir sie noch bei den Minivans wieder – für sie ging es nach Don Det, wir stiegen in einen Van nach Thakhek. Auch hier stand wieder ein Motorradloop an – mehr dazu dann im nächsten Beitrag.

Zwischenstop am Café
Zwischenstop am Café
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Wasserfall Nr. 1
Wasserfall Nr. 1
Wasserfall Nr. 2
Wasserfall Nr. 2
Lost Place Stimmung
Lost Place Stimmung
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